Bei Fysam in Laichingen-Feldstetten (Alb-Donau-Kreis) droht offenbar die Schließung. Das sollen die Angestellten schon vor den Sommerferien nebenher erfahren haben, berichtete die "Schwäbische Zeitung". Doch erst am Mittwoch habe nun die Geschäftsleitung ihre Belegschaft offiziell über ihre Absichten informiert, bestätigt die IG Metall auf SWR-Anfrage.
Fysam schon 2021 wegen Dumpinglöhnen in den Schlagzeilen
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an den Autozulieferer aus Steinheim im Kreis Heidenheim. Das Unternehmen stellt vor allem Zierleisten her, gehört einem chinesischen Konzern und war vor zwei Jahren in den Schlagzeilen.
Es ging neben Dumpinglöhnen auch um etwa 100 Chinesen und die Frage: Wie kann Fysam einerseits Kurzarbeit für die Stammbelegschaft beantragen und andererseits Dutzende chinesischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter unklaren Umständen zusätzlich beschäftigen? Die Chinesen sollten die Produktion kennenlernen, um sie zu optimieren, hieß es damals von Seiten der Geschäftsführung.
Fysam gehört chinesischem Investor
Man muss wissen: Der chinesische Investor und Autoglashersteller Fuyao hatte den insolventen Hersteller von Autozierleisten, SAM Automotive aus Steinheim am Albuch, im Jahr 2019 übernommen, der unter anderem wegen der schwächeren Nachfrage und eines Großbrandes in finanzielle Schieflage geraten war. Damals war der Jubel groß. Denn Fuyao versprach Investitionen und eine Zukunft für die Arbeit.
Jetzt will Fysam sein Werk im Laichinger Stadtteil Feldstetten im benachbarten Alb-Donau-Kreis schließen, etwa 120 Beschäftigte säßen dann auf der Straße. Wobei - einfach so dichtmachen, das geht nicht. Damit würde Fysam gegen Gesetze verstoßen. Die Geschäftsleitung muss sich an Regeln halten, erklärt Martin Purschke, Geschäftsführer der IG Metall Göppingen-Geislingen. Dazu gehören Gespräche mit dem Betriebsrat und Verhandlungen darüber, ob es zu einer Schließung nicht auch Alternativen gibt.

Werkschließung in Feldstetten?
Die Geschäftsleitung von Fysam hat dem Betriebsrat tatsächlich ein Gespräch angeboten. Es soll Mitte September stattfinden. Dass das Werk Feldstetten geschlossen werden soll, hatten die rund 120 Beschäftigten laut "Schwäbischer Zeitung" kurz vor den Sommerferien erfahren. In einem Nebensatz sei die Information gefallen. Erst am Mittwoch soll die Geschäftsleitung die Belegschaft über ihre Absichten offiziell informiert haben, so Purschke. "Eigentlich das normale Vorgehen - nur einfach zu spät." Von dem Treffen habe er auch nur über den Betriebsrat mitbekommen.
Wie gut oder schlecht es um den Hersteller von Zierleisten und Dachrelingen steht, kann man nicht sagen, aktuelle Geschäftszahlen veröffentlicht die Geschäftsleitung nicht. Zur geplanten Schließung sagt sie auch nur einen Satz: Nämlich, dass sie nichts sagt. Wegen laufender Verhandlungen. Wobei dem IG Metall-Sekretär zufolge derzeit gar keine Verhandlungen laufen.
Gewerkschaft: weiterhin prekäre Arbeitssituation
Auch wie es um die Werke in Steinheim am Albuch (Kreis Heidenheim) und Böhmenkirch-Haidhöfe (Kreis Göppingen) steht, ob die auch gefährdet sind, dazu gibt es keine Informationen. Die prekäre Arbeitssituation hat sich seit zwei Jahren anscheinend nicht verbessert, das zumindest weiß Martin Purschke. Die Löhne sind immer noch niedrig, obwohl sie nach der Erhöhung des Mindestlohns zumindest angepasst wurden. Und nach wie vor tauchen immer wieder chinesische Mitarbeiter auf, angeblich sollen sie die Produktionsprozesse verbessern.
Auch Purschke sind sie kürzlich bei einem Werksbesuch aufgefallen. Wegen der Chinesen und Hinweisen auf Schwarzarbeit hatte vor zwei Jahren der Zoll eine Razzia im Werk Böhmenkirch durchgeführt. Als Folge hat die Staatsanwaltschaft Ellwangen beim Amtsgericht Heidenheim Strafbefehl gegen eine nicht näher benannte Person beantragt, Vorwurf: Vorenthalt und Veruntreuung von Arbeitsentgelt. Das Gericht hat dazu bisher allerdings noch nichts entschieden, hieß es auf Anfrage des SWR.