Jahrestag der Landeserstaufnahmeeinrichtung

Vor der geplanten Schließung: Ein Rückblick auf zehn Jahre LEA Ellwangen

Stand

Von Autor/in Maja Nötzel

Am 9. April 2015 kamen die ersten Menschen in der LEA Ellwangen an. Mehrere tausend Geflüchtete lebten hier seitdem. Bald soll die Erstaufnahmeeinrichtung geschlossen werden. Ein Rückblick.

Die ersten rund 50 syrischen Flüchtlinge kamen am 9. April 2015 in Ellwangen an. Sie kamen aus überfüllten Unterkünften im Raum Karlsruhe und aus Meßstetten nach Ellwangen in die Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Zehn Jahre später soll nun Schluss sein mit der LEA. Wie hat sich die Einrichtung in dieser Zeit verändert?

Fast zehnmal mehr Geflüchtete als geplant in der LEA Ellwangen

"Je höher die Belegung, je mehr negative Schlagzeilen es gab, umso größer war auch das Engagement der Ehrenamtlichen", erzählt Berthold Weiß, der Leiter der Ellwanger LEA. Für ihn begann die Arbeit am 1. April 2015. Ursprünglich war die Erstaufnahmestelle Ellwangen auf 500 Flüchtlinge ausgelegt, doch es wurden schnell mehr. Im September 2015 lebten plötzlich rund 4.500 Menschen in der LEA.

Weil jede Woche an die tausend Menschen kamen, wurden zu Beginn die Schlafräume für zwei Menschen mit vier belegt, Räume für vier mit acht oder auch zehn Flüchtlingen. Und auch in den Gemeinschaftsräumen wurden weitere Betten aufgestellt, erinnert sich Weiß.

Zelte in der LEA Ellwangen im Oktober 2015. Rund 4.500 Menschen leben zeitweise in der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen. Da die LEA eigentlich für 500 Menschen ausgelegt ist, werden Zelte aufgebaut. Das Bild vom Oktober 2015 zeigt wie Geflüchtete ein Zelt verlassen.
Rund 4.500 Menschen leben zeitweise in der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen. Da die LEA eigentlich für 500 Menschen ausgelegt ist, werden Zelte aufgebaut. Das Bild vom Oktober 2015 zeigt wie Geflüchtete ein Zelt verlassen.

Allerdings blieben nur wenige Flüchtlinge länger. Im Durchschnitt wurden die Menschen nach sechs bis acht Wochen an anderen Orten in Baden-Württemberg untergebracht. Insgesamt waren den vergangenen zehn Jahren rund 64.000 Flüchtlinge in Ellwangen untergebracht.

Heute ist es ruhiger geworden in der LEA. Es leben noch rund 270 Bewohner aus 25 Ländern in der Erstaufnahmeeinrichtung. Laut der Statistik der Malteser Hilfsorganisation sind die meisten von ihnen Männer aus Syrien, Sri Lanka, Indien, Afghanistan, Algerien und der Türkei.

Wenn wir Not hatten, hatten wir auch immer Unterstützung. Das war immer toll.

Ehrenamtliches Engagement: Ellwanger helfen Flüchtlingen in der LEA

Das ehrenamtliche Engagement der Ellwangerinnen und Ellwanger war besonders in den Anfangsjahren groß. Tonnenweise wurden Kleidungsstücke, Bettwäsche und Spielzeug gespendet. Zwischenzeitlich halfen rund 300 Ehrenamtliche mit: In der Kleiderkammer, der Essensausgabe. Sie betreuten und beschäftigten die Kinder, machten Fußballtraining oder gaben Deutschunterricht.

"Wenn wir Not hatten, hatten wir auch immer Unterstützung. Das war immer toll", resümiert Berthold Weiß. Heute sind noch 50 Ehrenamtliche aktiv.

Eine Menschenschlange in einer Halle: Im August 2015 warten Geflüchtete in der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Ellwangen auf die Essensausgabe. Zu dieser Zeit leben mehr als 3.000 Flüchtlinge in der LEA, das Dreifache der ursprünglich vereinbarten Maximalbelegung.
Im August 2015 warten Geflüchtete in der Landeserstaufnahmeeinrichtung in Ellwangen auf die Essensausgabe. Zu dieser Zeit leben mehr als 3.000 Flüchtlinge in der LEA, das Dreifache der ursprünglich vereinbarten Maximalbelegung.

LEA Ellwangen: Schlägereien, Diebstähle und Fehlalarme

Doch die Landeserstaufnahmestelle kam in den vergangenen zehn Jahren auch immer wieder in die Schlagzeilen. Zu Beginn häufig wegen falscher Feueralarme, dann auch wegen Diebstählen und Schlägereien auf dem Gelände. Die Polizei verzeichnete aber auch sexuelle Übergriffe und Widerstand gegen die Staatsgewalt in ihren Berichten.

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