Der nächste Tiefschlag für die Präsentation der Unesco-Welterbestätten in der Region: Nach der Schließung des Archäoparks in Niederstotzingen (Kreis Heidenheim) stoppt nun auch die Kleinstadt Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) ihr bereits geplantes Erlebnis- und Informationszentrum zur Eiszeitkunst.
Der bereits erhaltene Förderscheck vom Landesamt für Denkmalpflege wird zurückgegeben. Die Stadt Schelklingen habe kein Geld und vom Land sei auch keine weitere Unterstützung zu erwarten, begründet Bürgermeister Ulrich Ruckh (parteilos) die Notbremse im SWR-Interview.
Konzeption für Schelklinger Erlebniszentrum war bereits fertig
Man wollte in Schelklingen eigentlich den Tourismus stärken und neben der Unesco-Höhle Hohle Fels, in der die berühmte 35.000 Jahre alte Venus-Figur ausgegraben wurde, eine weitere Attraktion in der Innenstadt schaffen. Das Erlebniszentrum sollte in den ehemaligen Schlecker-Geschäftsräumen eingerichtet werden. Die Konzeption war bereits fertig. Eine Million Euro hatte die Stadtverwaltung dafür im Haushaltsjahr 2023 eingerechnet.
Aber die Finanzlage der Stadt Schelklingen ist angespannt. "Wenn wir jetzt eine Million in eine freiwillige Aufgabe stecken, ist unser Haushalt nicht mehr genehmigungsfähig", erklärt Bürgermeister Ruckh. Und man wisse auch nicht, wie man einen weiteren Betrieb eines Erlebniszentrums finanzieren solle. Mit Blick auf eine mögliche Förderung von seiten des Landes Baden-Württemberg fügt Ruckh hinzu: "Wenn man insgesamt die Förderlandschaft zur Eiszeitkunst betrachtet, dann haben wir keine Hoffnung, dass wir längerfristig eine Unterstützung kriegen."
Schließung des Archäoparks spielte auch eine Rolle
Bei der Entscheidung des Schelklinger Gemeinderats, das Projekt zu stoppen, spielten auch die Vorgänge in Niederstotzingen eine große Rolle. Dort ist der Archäopark geschlossen worden, weil die Kommune den Abmangel nicht mehr tragen kann und die vom Land erhoffte Unterstützung ausgeblieben ist. "Daraus haben wir abgeleitet, dass auch wir nicht mit einer Unterstützung rechnen können", erläutert das Schelklinger Stadtoberhaupt.
Archäopark geschlossen Mammut und Löwe: Originale Fundstücke nicht mehr in Niederstotzingen
Das Elfenbein-Mammut aus dem Lonetal ist Teil des UNESCO Welterbes. Fast zehn Jahre war es Mittelpunkt der Ausstellung im Archäopark. Jetzt hat es Niederstotzingen verlassen.
Damit ist ein Tourismus-Traum in Scheklingen geplatzt. Auch der angedachte Themenweg vom Hohle Fels zur Innenstadt wird aufgegeben. "Es ist klar, dass wir uns zumindest mittelfristig in diesem Bereich nicht engagieren können." Man werde am Hohle Fels weiterhin Führungen anbieten mit ehrenamtlichen Helfern. "Im Übrigen müssen sich die Gäste selbst Informationen beschaffen oder ins Urgeschichtliche Museum nach Blaubeuren gehen." Man könne in Schelklingen nicht regelmäßig Informationen zur Eiszeitkunst anbieten, so der Bürgermeister. "Und das wird unter diesen Umständen lange Zeit so bleiben."
Ruckh: "Ich glaube nicht, dass das welterbewürdig ist"
Kritik an der fehlenden Untersützung des Landes hat zuletzt auch der Ulmer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Rivoir geäußert. Er befürchtet, der Welterbetitel könne auch wieder verloren geht. Eine Einschätzung, die der Schelklinger Bürgermeister durchaus teilt. Ulrich Ruckh: "Da geht es ja auch darum, das Welterbe angemessen und präsentieren und darüber zu informieren." Es gehöre dazu, dass an allen sechs Welterbestätten in der Region entsprechende Informationen geliefert werden. Der Welterbe-Gedanke werde geschwächt, wenn man sich immer weiter zurückziehe und die Präsentation der Eiszeitkunst auf Intotafeln und vielleicht noch Audioguides beschränkt. "Ich glaube nicht, dass das welterbewürdig ist."