Vor dem Eingang eines Gasthofs in Westerheim steht eine gelbe Telefonzelle der ehemaligen Bundespost. Telefonieren kann man hier nicht mehr. Stattdessen stehen in der Telefonzelle zwei Kühltruhen gefüllt mit kleinen Eisbechern. Durchgehend können sich hier Eishungrige eine kühle Erfrischung abholen.

Denn in der Eis-Telefonzelle ist Selbstbedienung angesagt. Das Geld werfen die Kundinnen und Kunden in den Schlitz des alten Münztelefons, das dort immer noch hängt. Die Idee zur Mini-Eisdiele hatte Eric Goll. Er leitet den Gasthof gleich daneben, es ist ein Familienbetrieb in der fünften Generation.
Eis-Telefonzelle mit acht Sorten
Goll bestückt regelmäßig die gelbe Telefonzelle mit neuem Eis. Acht Sorten bietet der 32-Jährige an - darunter Vanille, Schokolade, Joghurt und Haselnuss. Auch zwei Sorbets ohne Milch hat er im Angebot - für alle, die auf Laktose verzichten müssen oder wollen.
Das Eis kommt von der Schwäbischen Alb. Eine Manufaktur in Hayingen im Kreis Reutlingen stellt es her. Auch in Golls Gasthof gibt es das Eis bereits seit einigen Jahren zu schlecken. Doch während Corona brauchte der 32-Jährige eine neue Idee, um seinen Betrieb über die schwere Zeit zu bringen.
Corona-Zeit macht Gasthof-Betreiber kreativ
Als das Geschäft geschlossen blieb, habe er zuerst eine kleine Imbisshütte im Hof betrieben. "Da haben wir Kugeln ausgestochen und dann einfach das Eis in die Hand gegeben", erzählt Goll. Doch nach dem Ende des Lockdowns war dann kein Platz mehr für die Hütte da.
Zufällig hatte er dann ausgerechnet noch eine alte Telefonzelle herumstehen. "Da bin ich vor knapp zehn Jahren über einen Bekannten draufgestoßen. Er hat mich gefragt, ob ich sie möchte", erinnert sich Goll. Eigentlich sollte die Telefonzelle zu einem Gewächshaus für seine Küchenkräuter umfunktioniert werden. Auch einen Platz im Biergarten hatte der 32-Jährige schon ausgewählt. Doch daraus wurde nichts. Und nun ist die gelbe Zelle eine Eisdiele.

Mini-Eisdiele ist in Westerheim beliebt
Die gelbe Telefonzelle in Westerheim ist die einzige Eisdiele im Ort - und kommt auch gut an. Rita Fromm ist zum Beispiel Stammkundin. Zwei Mal die Woche kommt sie mit ihren beiden Enkelkindern vorbei.
"Es ist einfach schön, wenn man hier schnell hinkommen und Eis holen kann, auch wenn die Geschäfte schon geschlossen sind."