Operette Fledermaus (Foto: Pressestelle, Theater Ulm, Jochen Klenk)

Wiener Operette im Look der 50er Jahre

Gelungene Premiere: Die Fledermaus von Walzerkönig Strauß am Theater Ulm

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Anita Schlesak
Anita Schlesak (Foto: SWR)

Es ist eine der beliebtesten Operetten weltweit: "Die Fledermaus" von Johann Strauß. Am Theater Ulm spielt die Walzerseligkeit in den 1950er Jahren. Eindrücke von der Premiere am Sonntag.

Melodien zum Schwelgen im Dreivierteltakt, denen man sich auch nach fast 150 Jahren kaum entziehen kann. Im Kontrast dazu steht die spießige Atmosphäre der 1950er Jahre: mit Nierentischen, hohen Wohnwänden und einem Radio als Möbelstück. So will der Ulmer Regisseur Benjamin Künzel die Story dem Publikum so nah wie möglich bringen. In den moralisch doppelbödigen 50ern bleibt sie gerade noch plausibel, meint der Operettenspezialist. 

Benjamin Künzel: Hinter der heilen Fassade bröckelt es gewaltig

"In den Fünfzigern hat man noch so ein bisschen diese heile Fassade, und dahinter bröckelt es ganz kräftig auch gerade, weil der Zweite Weltkrieg rum ist", sagt Benjamin Künzel. Ganz ähnlich sei die Situation auch bei der Uraufführung 1874 gewesen, als gerade die deutsch-französischen Kriege zu Ende waren. Die "Fuffziger" hat der Ulmer Regisseur ausgesucht, "um nah an heute zu sein, ohne heutig zu werden." So stöckelt die Frau des Hauses auch mal im Petticoat über die Bühne und fällt immer wieder gekonnt in Ohnmacht, wenn ihr heimlicher Verehrer im Schlafrock des Ehegatten Love Songs von Elvis trällert. Köstlich in dieser Rolle als Rosalinde die Sopranistin Maria Rosendorfsky. Komik pur, wie sie herrisch nach ihrem Dienstmädchen ruft, das mit dem Staubwedel lieber tanzt als putzt. Sie werden sich alle bald verkleidet beim Kostümfest des Prinzen treffen, mehr oder weniger unerkannt, wo das Verwirrspiel seinen Lauf nimmt. Und das Verhängnis auch.

Operette Fledermaus (Foto: Pressestelle, Theater Ulm, Jochen Klenk)
Rosalinde und Gabriel Eisenstein beim Kostümfest des Prinzen - Mariy Rosendorfsky und Markus Francke brillieren in der Walzer-Operette "Die Fledermaus" am Theater Ulm

Publikum schwärmt: "Ulm kann Operette""

Das Ulmer Premierenpublikum klatscht frenetisch Beifall und lobt die entstaubte Inszenierung der Wiener Operette. "Erfrischend", schwärmt eine Besucherin und findet es gerade in diesen schwierigen Zeiten "einfach toll, mal wieder so herzlich lachen zu können." Und ein Premierengast, der eigentlich kein Operettenfan ist, lobt alle Künstler. "Ich bin wirklich begeistert", sagt er und hebt die Ulmer Sopranistin Maria Rosendorfsky besonders hervor: "Sie hat mir ganz besonders gut gefallen, sie war heute einfach göttlich." Eine andere Besucherin fasst zusammen: "Ulm kann Operette und Benjamin Künzel sowieso."

Wiener Walzerseligkeit, die glücklich macht

Nach knapp drei Stunden Walzerseligkeit bleiben einige der berühmten Strauß-Arien im Ohr. Und die  - unmoralische -  Moral von der Geschichte: "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht zu ändern ist." Dank der unbändigen Spielfreude des Ulmer Ensembles samt Extrachor und Statisterie sowie des klangstarken Philharmonischen Orchesters ein herrliches Vergnügen, das glücklich macht.

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