Wenn die 13-jährige Helen nachts unbemerkt in den Unterzucker fällt, dann reagiert Scarlett. Denn sie ist ein tierisches Blutzuckermessgerät - also eine ausgebildete Diabetiker-Warnhündin. Eine Unterzuckerung kann sogar simuliert werden - zum Trainieren der Hündin.
"Das ist ein T-Shirt, das ich angezogen habe, als ich im Unterzucker war. Dadurch hat sich der Geruch von mir auf das T-Shirt übertragen", erzählt die 13-Jährige. Scarlett riecht es, wenn die Schülerin unterzuckert ist - und schlägt an. Dafür gibt es von Helens Mutter gleich eine Belohnung.

Zwar ist die Hündin fertig ausgebildet. Regelmäßiges Training ist aber wichtig, damit sie im Ernstfall zuverlässig anschlägt und Helen weckt. Eigentlich hat die 13-Jährige ihre Diabetes-Erkrankung im Griff. Blutzuckermessen, das ist für sie mittlerweile Routine. Gerade am Anfang gab es aber schon brenzlige Situationen. Nach der Diagnose etwa sei ihr Wert einmal so gesunken, dass sie einfach umkippte. "Da war ich dann im Krankenhaus", erinnert sich Helen. "Das war schon lebensbedrohlich."
Auf der Suche nach der Diabetes-Hilfe
Magda Cerna wollte deshalb das Leben mit Diabetes ihrer Tochter so einfach wie möglich machen und hat dazu viel gelesen. Dabei ist sie auf Assistenzhunde für Diabetiker gestoßen.
"Ich wusste über diese Fähigkeiten der Hunde nichts, das war mir neu und ich war davon auch richtig fasziniert."
Die Familie holt deshalb Scarlett zu sich - eine spanische Wasserhündin. Es ist eine sehr intelligente Rasse und deshalb gut für die Ausbildung geeignet. Magda Cerna ist mit Scarlett regelmäßig von Staig nach Sigmaringen gefahren, zu einer der wenigen Ausbilderinnen im Land. Zu Hause wird weitertrainiert.

Was Diabetes-Hündin Scarlett kann
Wenn Helen im Unterzucker in ihrem Zimmer liegt, soll das Scarlett erkennen. "Dann soll sie mich als erwachsene Person holen, dass ich reagiere", erläutert Magda Cerna. Nicht nur Türen kann Scarlett öffnen. Auch das Licht schaltet sie an, damit Helen sich im Schlafzimmer orientieren kann. So spielerisch das Training ist, im Notfall kann Scarlett Helens Leben retten. Das hat sie bereits bewiesen, erzählt die Schülerin.
"Sie hat erst neulich das erste Mal komplett, ohne dass ich es wusste und ohne dass ich irgendwas machen musste, angezeigt", sagt Helen. Das gebe ihr und auch der gesamten Familie eine große Sicherheit. Scarlett ist aber nicht nur Assistenzhund. "Sie mag es sehr zu kuscheln", so Helen. Und die Hündin könne spüren, wenn es einem nicht gut geht. "Dann kuschelt sie sich irgendwie noch intensiver an und gibt einem das Gefühl, dass alles gut ist."

Scarlett ist ein Familienmitglied. Und jedes Familienmitglied hat seine Aufgabe, sagt Helen. Scarletts Aufgabe ist es, eine Freundin zu sein und im Ernstfall Lebensretterin.