Kulturbetrieb Eden in der Ulmer Oststadt schließt vorübergehend. (Foto: SWR, Hannah Schulze)

Schließung des Kulturbetriebs "Eden"

Nachtkultur in Ulm: Warum junge Menschen in Ulm dafür demonstrieren

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Hannah Schulze
Hannah Schulze (Foto: SWR)

Kulturschaffende aus Ulm wehren sich gegen die plötzliche Schließung des "Eden". Bei einer Demo am Freitag wollen sie auch für eine anspruchsvolle Nachtkultur in der Stadt werben.

Über Jahre hatte sich der Konflikt zugespitzt zwischen Kulturschaffenden in Ulm und einem Verein, der die Nachtruhe an vielen Stellen der Ulmer Innenstadt nicht gewährleistet sieht. Als dann Vorwürfe des Vereins zur Schließung der Gaststätte "Eden" führten, brachte das junge Leute in Ulm zusammen und die Planung einer Demo ins Rollen.

Junge Kulturschaffende stehen auf dem Karlsplatz, auf dem die Demonstration für Nachtkultur stattfinden soll.  (Foto: SWR, Hannah Schulze)
Ralph Burkhart, Lea Biermann, Laurin Basler und Jasmin Urban (von links nach rechts) sind nur ein kleiner Teil der Aktion "Laut für Kultur", die am 1. Juli eine Demo auf dem Karlsplatz veranstalten.

Die Beteiligten kommen aus unterschiedlichen Bereichen: Laurin Basler ist Sozialarbeiter und Barkeeper, Jasmin Urban ist Designerin, Lea Bierman freie Journalistin und Ralph Burkhart ist DJ. Er arbeitet seit zwanzig Jahren in der Gastronomie und in der Veranstaltungsbranche. Sie und auch andere sehen die Ulmer Sub- und Nachtkultur in Gefahr. Besonders jüngere Kulturschaffende und auch Gäste würden resignieren.

"Viele junge Leute in Ulm möchten Veranstaltungen organisieren - fangen aber gar nicht erst an, weil es sich aufgrund von Restriktionen und Verboten nicht lohnt."

Kein Platz für alternative Szene in Ulm?

Die Stadt Ulm entwickle sich zunehmend zu einer "Wüste ohne Kultur und Vision", wie sie sagen. Die Schließung des Kulturbetriebs "Eden" habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Es sei ein Ort gewesen, der gerade die alternative Szene in Ulm maßgeblich geprägt habe.

"Das Eden hatte Platz für die unterschiedlichsten Menschen - wenn solche Orte verschwinden, schmerzt das nochmal mehr."

Ständige Beschwerden wegen Lärmbelästigungen, strikte Regelungen für die Außengastronomie und Open-Air-Feste, nähmen jungen Menschen die Motivation, sich kulturell in der Stadt einzubringen, beklagt Jasmin Urban. Sie ist eine der Initiatorinnen der Demo und kennt nach eigener Aussage viele, die resigniert aus Ulm weggezogen sind.

Der Kulturbetrieb Eden ist vorübergehend geschlossen und die Tanzfläche leer.  (Foto: SWR, Hannah Schulze)
Der Kulturbetrieb ist derzeit geschlossen. Das "Eden" braucht nun ein Lärmgutachten, bevor es dort wieder Veranstaltungen geben kann.

Es verschwinden immer mehr Orte für die alternative Kulturszene, meint DJ Ralph Burkart. Der Kulturbetrieb "Eden" in der Ulmer Oststadt gehört beispielsweise dazu. Die Gaststätte ist derzeit geschlossen - nach Vorwürfen gegen deren Inhaber durch den Verein "Leben in der Stadt.

So aber wird der Raum für Veranstaltungen und für Kulturschaffende immer kleiner, das will die Truppe ändern.

Nachtbürgermeister als Lösungsansatz?

Es gibt inzwischen verschiedene Vorschlägen, mit denen die Organisatorinnen und Organisatoren einen Dialog anstoßen wollen. So haben Städte wie Mannheim oder Stuttgart Nachtbürgermeister, die sich um das kulturelle Leben und auch um die Sicherheit in der Nacht kümmern. Das könnte beispielsweise ein Lösungsansatz auch für Ulm sein, finden sie.

Nach ihrer Ansicht gibt es derzeit keine Zwischeninstanz. So eine Instanz sollte beide Seiten anhören, ohne sofort Verbote auszusprechen, das wäre ihr Wunsch. Es sollte Kompromisse geben und vor allem einen Dialog zwischen allen Betroffenen. Auch dafür könnte ein Nachtbürgermeister oder eine Nachtbürgermeisterin zum Einsatz kommen.

Stadt Ulm sieht Interessenskonflikt

Interessenskonflikte zwischen Anwohnerschaft und denjenigen, die die Innenstadt beleben wollen, seien unvermeidlich, erklärte eine Sprecherin der Stadt dem SWR. Die Idee eines Nachtbürgemeisters sei zwar "smart". Ulm sei jedoch nicht vergleichbar mit anderen Großstädten.

Für die Konflikte brauche man eine größere Einheit, die langjährige Kontakte in die Gastro- und Kulturszene sowie in die Anwohnerschaft pflege - und das seien die Bürgerdienste, so die Sicht der Stadt.

Demonstration auf dem Ulmer Karlsplatz

Um der Kulturszene eine Stimme zu geben, hat die Gruppe um Jasmin Urban für Freitag, den 1. Juli, eine Demonstration auf dem Ulmer Karlsplatz angemeldet. Geplant sind Redebeiträge, danach gehts weiter zum "Eden" in die Oststadt.

Die Demonstration sei nicht gegen den Verein "Leise in der Stadt" gerichtet, betonen die Kulturschaffenden. Es sei vielmehr eine Aktion für Kultur und für einen Dialog aller Beteiligten. Denn die Kulturszene in Ulm soll auch für junge Menschen wieder attraktiver werden - so ihr Ziel.

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