Masken sieht man fast nur noch in Bussen, Zügen und Straßenbahnen. Die Corona-Inzidenz liegt beispielsweise in Ulm und im Alb-Donau-Kreis aktuell bei 400. Die Hospitalisierungsinzidenz: 7 von 100. 000 Einwohnern kommen wegen Corona ins Krankenhaus. Der stellvertretende Leiter der Task Force Corona der Uniklinik Ulm zwischen Pandemie und Endemie an der Universitätsklinik in UIm beobachtet die Lage sei Beginn der Pandemie genau. Im Interview spricht er vom Übergang zur Endemie, von weiterhin gefährdeten Menschen und davon, dass die Task Force in ein paar Monaten womöglich nicht mehr gebraucht wird.
SWR Aktuell: Herr Professor Gebhard, ist Corona inzwischen nichts anderes als Husten, Schnupfen, Heiserkeit?
Florian Gebhard: Das kann man leider noch nicht so sagen. Corona ist immer noch Corona und hat immer noch die Eigenschaft, dass es seine extrem ansteckende Erkrankung ist. Leute, die nicht geimpft sind oder Begleiterkrankungen haben, können daran schwer erkranken und teilweise intensivmedizinische Behandlung benötigen.
SWR Aktuell: Wie viele Menschen sind denn gerade mit Corona auf den Intensivstationen der Uniklinik?
Gebhard: Auf der Intensivstation liegen bei uns im Schnitt vier bis fünf Patienten, von denen die Hälfte künstlich beatmet werden muss.
SWR Aktuell: Das sind doch deutlich weniger als noch vor einem Jahr?
Gebhard: Es ist richtig, das ist deutlich weniger. Aber die Gesamtzahl der Patienten, die am Uniklinikum behandelt wird, ist immer noch sehr hoch. Es liegen im Schnitt jeden Tag um die 40 Patienten bei uns mit Corona.
SWR Aktuell: Also gibt es aus Ihrer Sicht noch keine Entwarnung?
Gebhard: Aus unserer Sicht auf keinen Fall, weil noch die Patienten dazukommen, die eigentlich nicht erkrankt sind, aber zum Beispiel so wie im meinem Fachgebiet Verletzungen haben. Wir müssen alle testen, die bei uns aufgenommen werden, und viele haben Corona. Wir müssen die dann entsprechend isolieren und anders behandeln, um uns selbst und andere Patienten zu schützen.
SWR Aktuell: Zu Beginn der Pandemie waren Sie ja richtig in Schutzanzüge gekleidet, an der Uniklinik, ist das heute auch noch so?
Gebhard: Das hat sich zum Glück gebessert. Am Anfang waren wir ja selbst ungeschützt. Wir waren nicht geimpft. Inzwischen sind wir ja alle durchgeimpft, im Wesentlichen, und haben damit einen gewissen Schutz. Deswegen ziehen wir bei der Behandlung Masken an, wir haben Kopfhauben auf, wir haben Handschuhe und Kittel an, wir sind in der Regel aber nicht mehr in Astronautenkleidung unterwegs, wie wir es mal waren. So sind die Arbeitsbedingungen in dem Fall deutlich leichter geworden.
SWR Aktuell: Viele Menschen hoffen, dass der Spuk bald vorbei ist. Der aus Ulm stammende Chef der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, hat jetzt gesagt, die Pandemie sei am Ende. Teilen Sie diese Ansicht, Herr Gebhard?
Gebhard: Ich teile sie, weil er auch gesagt hat, die Pandemie sei endemisch geworden. Das heißt, dieses Virus wird uns erhalten bleiben, über viele Jahre. Wir müssen lernen, damit zu leben. Genau das sehen wir im Krankenhaus. Die Leute haben Covid. Wenn sie sonst gesund sind, brauchen sie keine spezifischen Behandlungen. Das wird vorbeigehen, wie jede Grippe. Covid ist nur dann noch gefährlich, wenn Begleiterkrankungen da sind, dann kann es nach wie vor sehr gefährlich werden und bedarf einer speziellen Behandlung.
SWR Aktuell: Dann bräuchte es ja eventuell gar keine Task Force Corona mehr an der Uniklinik in Ulm?
Gebhard: Im Augenblick ist es so, dass wir noch den Zeitraum bis Jahresende beobachten, ob noch eine größere Welle kommt, sich irgendetwas ändert. Aber darüber hinaus, wenn wir den Winter überstanden haben, wird es keine Taskforce mehr geben.