Erfolgsgeschichte mit Hürden

Krasser Berufswechsel: Wie Daniel Survila vom Gebäudereiniger zum Zahnarzt wurde

Stand

Von Autor/in Dennis Bechtold

15 Jahre lang war Daniel Survila aus Dornstadt Gebäudereiniger, hat Restaurants und auch Praxen geputzt. Heute besitzt er eine eigene Zahnarztpraxis in Ulm - nach einem langen Weg.

Statt sauberen Fenstern hinterlässt er nun saubere Zähne, statt eines Staubsaugers hält er einen Bohrer - Daniel Survila aus Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) hat nach 15 Jahren als Gebäudereiniger einen völlig neuen Berufsweg eingeschlagen. Dafür hat der 44-Jährige das Abitur an einem Abendgymnasium gemacht und ein sechsjähriges Zahnmedizinstudium absolviert. Alles für den großen Traum: eine eigene Zahnarztpraxis in Ulm.

Berufsweg zum Gebäudereiniger beginnt im elterlichen Betrieb

Daniel Survilas Berufsweg war eigentlich schon vorgezeichnet. Nach dem Schulabschluss beginnt er mit 17 Jahren eine Ausbildung zum Gebäudereiniger im Unternehmen seiner Eltern. Putzt dreckige Fenster, saugt staubige Teppichböden oder reinigt Restaurants. Diese Arbeit verdiene "höchste Anerkennung", sagt der 44-Jährige, aber "für mich ganz persönlich hat dieser Beruf einfach nicht mehr gepasst."

Zahnarzt Daniel Survila untersucht einen Patienten in einem seiner Behandlungsräumen in der Praxis in Ulm
Früher Gebäudereiniger, heute Zahnarzt: Daniel Survila hat sich mit einer eigenen Praxis in Ulm einen Lebenstraum erfüllt.

Er verliert die Lust, immer mehr kristallisiert sich für ihn heraus: Er will etwas anderes machen, etwas Neues erleben. Er fragt sich: "Was möchte ich denn wirklich?" Die Antwort darauf kommt schnell: Etwas Gutes tun, etwas bewirken, Menschen helfen. Kombiniert mit seinem technischen und handwerklichen Geschick ist für ihn das Ziel deshalb klar: Er möchte Zahnarzt werden.

Daniel Survila: Erst Abitur, dann Studium der Zahnmedizin

Mit Anfang Dreißig besucht Daniel Survila ein Abendgymnasium, holt sein Abitur nach. Mehrere Jahre drückt er erst abends die Schulbank und geht danach nachts noch arbeiten, um weiterhin Geld zu verdienen. Tagsüber wird dann für die Klausuren gelernt. Doch die Mühe lohnt sich doppelt: Er schafft nicht nur sein Abitur mit einem Schnitt von 1,4, sondern lernt auch noch seine heutige Frau Daniela und ihre Tochter Kira kennen.

Wenn jemand mit dem Gedanken spielt, noch mal wirklich umzuschwenken und etwas Neues anzugehen und wenn er sich wirklich sicher ist, dann soll er es unbedingt machen.

Doch dann beginnen erst die Herausforderungen: Trotz des guten Abiturschnitts war anfangs nicht klar, ob Daniel Survila überhaupt einen Studiumsplatz bekommt. Nach bangem Warten erhält er eine Zusage - und das auch noch von seiner Wunsch-Universität Ulm. Dann ging das große Lernen los: sechs Jahre Zahnmedizin, mit allem was dazu gehört. Biologie, Anatomie, Humanmedizin. Auch Latein muss er pauken.

Weg zum Zahnarzt: zwischen Prüfungsstress und Kinderglück

In der Zeit bekommt er viel Unterstützung von seiner Familie. Daniela und Kira seien für ihn eine "enorme Stütze" gewesen, erzählt er. Seine Frau sei eine "treibende Kraft" gewesen, die ihn immer wieder auffing, wenn er mal einen Hänger hatte. Doch bei den beiden weiblichen Unterstützern bleibt es nicht, die Familie wächst. Mit jeder wichtigen Prüfung im Studium kommt fast zeitgleich auch Nachwuchs bei Familie Survila. Erst Noah zum Vorphysikum, dann Nael zum Physikum und schließlich Tochter Adila zum Staatsexamen.

Familie Survila auf einem Spielplatz in Ulm. Ein Sohn und eine Tochter schaukeln, während ihm der Zahnarzt und ehemalige Gebäudereiniger Daniel Survila und seine Frau Daniela mit dem zweiten Sohn dabei zuschauen.
Bald auch hoch hinaus wie der Papa? Daniel Survilas Familie hat ihn bei seinem langen Weg vom Gebäudereiniger zum Zahnarzt immer unterstützt.

"Nicht nur ich, sondern die Kinder, die ganze Familie, wir sind einfach unheimlich stolz auf ihn", erzählt seine Frau Daniela freudestrahlend, wenn sie zurückdenkt an die auch für sie intensive Zeit. "Nicht nur was er gemacht hat, sondern vor allem, wie er das gemacht hat. Wir feiern ihn!"

Traum von der eigenen Praxis in Ulm verwirklicht

Nach zwei Jahren als Assistenzzahnarzt und insgesamt dann mehr als zehn Jahren "Berufswechsel" ist er endlich am großen Ziel angekommen. Seit Anfang 2024 hat er eine eigene Praxis in Ulm, mitten in einem Wohngebiet. Inklusive zwei (bald drei) Auszubildenden, zwei Teilzeitkräften und Frau Daniela, die mittlerweile selbst ihre Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten abgeschlossen hat.

"Just Smile" steht auf einem Deko-Schild in der Zahnarztpraxis von Daniel Survila. Der ehemalige Gebäudereiniger hat eine Praxis in Ulm übernommen.
Daniel Survila hat eine Zahnarztpraxis in Ulm übernommen und modern eingerichtet.

Für Daniel war es mit einer der "wichtigsten und besten Schritte" seines Lebens. Er rät jedem, der mit dem Gedanken spielt, sich beruflich umzuorientieren oder einfach nochmal etwas Neues anzugehen, es unbedingt zu machen - sofern man sich sicher ist.

Alte Gewohnheiten aus der Zeit als Gebäudereiniger

Ganz ablegen könne er seine berufliche Vergangenheit als Gebäudereiniger aber nicht, erzählt er lachend. "Manchmal fällt es mir tatsächlich ganz schön schwer, nicht selbst Hand anzulegen." Er kenne eben auch die kritischen Stellen in der Praxis. "Deshalb achte ich dann schon auch drauf." Noch mehr aus seinem alten Beruf habe er aber die "Demut" mitgebracht, "sich einfach auf die Menschen einlassen zu können."

Daniel Survila reinigt in seiner Zahnarztpraxis in Ulm ein Gerät. Als ehemaliger Gebäudereiniger kennt er die kritischen Stellen in seiner Praxis.
So ganz kann Daniel Survila das Reinigen dann doch nicht lassen.

Der Job Gebäudereiniger sei anspruchsvoll, sagt Daniel Survila. "Aber die Anerkennung, die fehlt eben oftmals." Dadurch habe er gelernt, den Menschen einfach wertzuschätzen, "egal woher er kommt, egal wie alt er ist, egal mit welchen Problemen er zu tun hat." Das möchte er nun auch als Zahnarzt umsetzen. "Da braucht man nicht mit Vorurteilen kommen, sondern packt die Sache einfach an."

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