Überwältigend, phänomenal, sensationell, so beschreiben die Organisatoren die Resonanz auf ihren ersten Berufsbildungstag im Ulmer Donautal. Aus Ulm und dem Alb-Donau-Kreis sind sie gekommen: Schülerinnen und Schüler, die sich verschiedene Ausbildungsberufe direkt vor Ort im Unternehmen anschauen wollten.
Die mehr als 1.000 Teilnehmenden, meist zwischen 14 und 16 Jahre alt, starteten um 8 Uhr vor dem Nahrungsmittelhersteller Seeberger. Von dort ging es ihren Interessen entsprechend zu großen 14 Unternehmen, in denen ihnen rund 40 Ausbildungsberufe hautnah vorgestellt wurden. "Ich bin Bagger gefahren. Das war geil", erklären zwei Jugendliche beinahe im Chor, als sie mit dem Bus an der nächsten Station ihrer Tour ankommen.
Unternehmen im Donautal wollen Bewerber anlocken
#schoolmeetsdonautal heißt das Projekt, das die Industrie- und Handelskammer Ulm (IHK) gemeinsam mit der Agentur für Arbeit und der Unternehmer-Initiative "Donautal Connect" ins Leben gerufen haben. Sie selbst sprechen von einer nie dagewesenen Aktion.
Drei Unternehmen aus dem Donautal hätten sich zunächst zusammengetan um etwas gegen den Mangel an Bewerbungen zu tun, erklärt Clemens Keller von der Firma Seeberger beim Pressegespräch zum Start des Tages. Die Idee: Schülerinnen und Schüler in die Unternehmen holen, um eine emotionale Bindung herzustellen. Diese Firmen trugen das Projekt in das Netzwerk "Donautal Connect", bei dem Karl-Heinz Raguse, Leiter vom Kreisverband des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, die Federführung übernahm.
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Organisatoren begeistert vom großen Interesse am Berufsbildungstag
Mit der Idee scheinen die Organisatoren ins Schwarze getroffen zu haben. Clemens Keller spricht von einer überwältigenden Resonanz: "Wir hätten nie erwartet, dass wir 1.000 Anmeldungen bekommen." Dieser Tag sei geradezu die ideale Plattform, weil das Berufsangebot auf die Interessen der Jugendlichen treffe - und diese sich den Beruf in der Firma genau anschauen könnten. Das würde bei der Entscheidung für einen Beruf helfen.
Nach diesen positiven Erfahrungen können sich die Macher durchaus vorstellen, dass es weitere Berufsbildungstage geben werde. Die Idee, jungen Leuten Berufe und Karrieremöglichkeiten direkt im Unternehmen zu zeigen, sei auf jeden Fall ein gutes Konstrukt. Die Arbeit vor Ort im Unternehmen zu sehen, das würde mehr überzeugen als jede Rede und Lust auf eine Bewerbung machen, so Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU).
Fachkräftemangel nicht nur in akademischen Berufen
"Phänomental" findet er nicht nur die Resonanz, sondern auch das Interesse der jungen Leute an den Ausbildungsberufen im Donautal. Schließlich gebe es den Fachkräftemangel nicht nur in akademischen Berufen, sondern auch in mittelständischen Unternehmen. Gerade für duale Ausbildungen würden Azubis gesucht. "Die Firmen sagen, es ist sehr drängend. Corona hat so gut wie keine Bewerbungen mit sich gebracht", so Karl-Heinz Raguse, und so habe man angesichts der Anmeldezahlen eine der größten Aktionen in Deutschland gestartet. Nun hoffen die Unternehmen, dass sich der Erfolg des Tages in Bewerbungszahlen niederschlägt. Dass "was Tolles dabei rauskommt", da ist sich Karl-Heinz Raguse sicher.