Im Vergleich zum Vorjahr fangen am 1. September mehr Jugendliche eine Ausbildung an. Dennoch meldet die Agentur für Arbeit in Ulm für den Stadtkreis Ulm, den Alb-Donau-Kreis und den Kreis Biberach rund 1.400 frei gebliebene Plätze. Ebenso viele wie im Landkreis Heidenheim und Ostalbkreis. Das Amt in Donauwörth meldet für die Landkreise Neu-Ulm, Günzburg, Donau-Ries und Dillingen rund 1.600 unbesetzte Stellen.
Grundlegend sei man allerdings mit dem Wachstum zufrieden, heißt es einvernehmlich aus den Industrie- und Handelskammern Ulm und Heidenheim sowie von der Handwerkskammer Ulm. Zumal die Demografie in die entgegengesetzte Richtung geht, sprich: Die Schulabgänger werden jährlich weniger. Vor diesem Hintergrund sei die Entwicklung am Ausbildungsmarkt durchaus als Erfolg zu bezeichnen, meint Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm. Hundert Prozent zufrieden könne man mit der allgemeinen Lage jedoch nicht sein.
Zum Ausbildungsstart: Wenige Interessierte auf viele offene Stellen
In allen Bereichen fehlen nach wie vor Auszubildende. Je nach Region ist die Situation mehr oder weniger dramatisch. Es gibt Interessierte, die noch immer keine passende Stelle gefunden haben. Im Landkreis Donau-Ries zum Beispiel kommen auf einen Ausbildungssuchenden 13, im Landkreis Neu-Ulm acht unbesetzte Stellen. Im Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit Ulm sind es auf einen Bewerber "lediglich" fünf offene Ausbildungsplätze.
Energiewende ohne neue Fachkräfte kaum zu bewältigen
Eine besorgniserregende Entwicklung stellt der Mangel beispielsweise im Hinblick auf heutige Herausforderungen wie die Energiewende dar, sagt Krimmer. Jetzt würden die starken Jahrgänge in Rente gehen. "Da müssen wir was machen" - Man müsse jungen Menschen die Chancen im Handwerk offenlegen, sonst schaffe man die Energiewende nicht, so der Handwerkspräsident aus Ulm.
"Wir brauchen viel mehr junge Menschen im Handwerk. Sonst schaffen wir die Energiewende nicht."
Handwerkskammer Ulm: Zehn ukrainische Geflüchtete fangen Ausbildung an
Die Idee, dass zum Beispiel Geflüchtete aus der Ukraine dieses Stellenloch füllen, hakt oft an verschiedenen Hindernissen: Viele sind noch in der Sprachschule. Zudem sind es oft Frauen mit Kindern, die nach Deutschland kommen. Oder die Menschen haben bereits eine Ausbildung hinter sich und fangen keine neue mehr an. So meldet die Handwerkskammer Ulm zehn ukrainische Staatsbürger, die eine Ausbildung in diesem Jahr beginnen. Bei der IHK in Ulm sind es vier, in Heidenheim drei.
"Egal wo jemand herkommt, wichtig ist, wohin man will", sagt Handwerkspräsident Krimmer. Auch wenn am 1. September der offizielle Ausbildungsstart ist, könne man, wie in den vergangenen Jahren auch, noch bis spät in den Herbst mit einer Ausbildung beginnen.