ARD Themenwoche Stadt.Land.Wandel - Businesspark Ehingen

Businesspark Ehingen - Erfolgsgeschichte nach der Schleckerpleite

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Martin Miecznik
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Rainer Schlenz

Manchmal ist es eine wirtschaftliche Katastrophe, aus der etwas Neues wachsen kann. Wie nach der Pleite des Drogeriemarkt-Imperiums Schlecker. Die riesige ehemalige Firmenzentrale ist zu neuem Leben erweckt worden.

18.000 Quadratmeter Bürofläche am Stadtrand von Ehingen. Mehrere verglaste Gebäuderiegel: Der Businesspark Ehingen. 90 Prozent der ehemaligen Schlecker-Zentrale sind nach Angaben der Geschäftsleitung wieder vermietet. Mit-Geschäftsführerin Bettina Gihr-Kneißle freut sich:

„Ich glaube, jetzt nach sechs Jahren, kann man durchaus mit etwas Stolz sagen: Es ist ein Erfolgsmodell für Ehingen geworden!“

BED Businesspark Ehingen Donau GmbH. Heute der Arbeitsort für mehr als 60 Firmen mit 600 Mitarbeitern. Nicht alle wollen zeigen, was sie tun. Andere brauchen die Öffentlichkeit, zum Beispiel ein Fitness-Studio.

Businesspark Ehingen : Blick ins Fitnessstudio (Foto: SWR, Martin Miecznik)
Auch dafür ist Platz in der ehemaligen Firmenzentrale von Schlecker: Das Fitnessstudio von Jürgen Lojewski

Das Studio war früher in kleineren Räumen in der Stadt, seit fünf Jahren ist es hier. Der Betreiber Jürgen Lojewski hat den Umzug ins ehemalige Schlecker-Areal nie bereut. Denn die Räume sind so variabel.

"Wir konnten auf 1.100 Quadratmetern machen, was wir wollten, im Umbau. Es war richtig toll."

Noch ein Pluspunkt, den Jürgen Lojewski so schätzt: Der riesige Parkplatz vor dem Haus. Der war für ihn ganz entscheidend.

Businesspark Ehingen  (Foto: SWR, Martin Miecznik )
Der Blick von weiter oben auf den Businesspark Ehingen.

Auf Kundschaft aus Ehingen sind allerdings die wenigsten Mieter angewiesen. Hier wird EU-weit gearbeitet. Die Firma Shoptech mit 20 Mitarbeitern etwa stellt Regalteile her und Metallkomponenten für die Industrie. Die eigentliche Produktion sitzt in Ungarn, die Konzernzentrale in der Schweiz. Entwickelt wird in Ehingen. Wie verschlägt es eine solche Firma hierher?

Beste technische Anbindung im ländlichen Raum

Ganz wichtig war und ist die Internetanbindung, sagt Martin Schmid von Shoptech.

"Wir haben hier 1.000 Megabit pro Sekunde, symmetrisch, wir haben sehr viele Video-Konferenzen, sehr viele komplexe CAD-Daten, und hier sind wir zukunftsfähig aufgestellt."

1.000 Megabit pro Sekunde, das ist das Zwanzigfache eines normalen Internet-Anschlusses. Dazu eine autonome Notstrom-Versorgung. Da bringt die Datenautobahn die Welt ins Haus. Schlau investiert, und bei einem Mietpreis von sechs Euro pro Quadratmeter allemal ein Argument gegen die Großstadt.

Für die Stadt Ehingen ist der Businesspark ein Quell der Freude. Nicht nur, dass heute wieder Gewerbesteuer fließt. Wie sich der Bürokomplex entwickelt hat, das hat Oberbürgermeister Alexander Baumann (CDU) eine Menge Sorgen genommen. Was im Businesspark passiert ist, das ist auch eine Blaupause für die ganze Stadt.

"Wir investieren derzeit einen zweistelligen Millionenbetrag in den Ausbau der Breitband-Infrastruktur, auch mit Unterstützung des Landes und des Bundes. Das ist eine der herausragendsten Aufgaben, die wir in dieser Dekade zu erfüllen haben."

Businesspark Ehingen  (Foto: SWR)
Auch wenn das Imperium Geschichte ist, der ehemalige Hausherr Anton Schlecker hat hier noch sein Büro.

An die Ära Schlecker erinnert kaum noch etwas im Businesspark Ehingen. Die Grünflächen hinter dem großen Parkplatz, das sind die ehemaligen Tennisplätze. Hier ist schon lange kein Ball mehr geschlagen worden. Und wenn es nach den neuen Hausherren geht, wird das auch so bleiben.

Die ehemaligen Tennisplätze der Schleckerzentrale in Ehingen (Foto: SWR)
Früher eine Sportstätte - bald ein Ort für Biopharmazieforschung? Die ehemaligen Tennisplätze der Schleckerzentrale

"Unser Traum wäre es, diesen Bereich direkt angrenzend zum Parkplatz mit einem schönen Gebäude für ein Unternehmen der biopharmazeutischen Industrie bebauen zu können."

Die Bauvoranfrage ist schon gestellt.

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