
Der 53.000 Quadratmeter große Logistikstandort ist nach eigenen Angaben bereits seit vergangenem Oktober zum Teil in Betrieb. Dort werden Möbelstücke, aber auch Geräte wie Waschmaschinen und Kühlschränke gelagert, sortiert und an Kundinnen und Kunden in den süddeutschen Raum versandt. Insgesamt werden rund 5.000 unterschiedliche Artikel dort vertrieben.

Ein Investor hatte das Grundstück am Rinderberg zwischen Heidenheim und Nattheim im Herbst 2019 für acht Millionen Euro von der Stadt Heidenheim gekauft. Der Baubeginn war im August 2020. Nach Angaben von Amazon arbeiten aktuell rund 130 Menschen am neuen Logistikstandort, bis Herbst soll die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 200 steigen. Langfristig will der Versandhändler rund 300 Menschen in Heidenheim beschäftigen.
OB Salomo sieht in Amazon Gewinn für Heidenheim
Für den Heidenheimer Oberbürgermeister Michael Salomo (SPD) ist die Ansiedlung von Amazon für die Stadt ein Gewinn. "So rutscht der Online-Handel näher an den Endkunden heran, was den Vorteil bringt, dass es ökologischer wird", sagte er dem SWR.
Gewerkschaft ver.di will sich für eine Betriebsrat bei Amazon einsetzen
Auch die ver.di-Bezirksgeschäftsführerin von Ulm-Oberschwaben, Maria Winkler, blickt positiv auf den neuen Standort von Amazon. Zunächst bedeute das einige Arbeitsplätze mehr für die Region. Es bestehen laut Winkler schon erste Kontakte in den Betrieb. "Dann schauen wir mal, wie es mit den Arbeitsbedingungen aussieht", sagte sie dem SWR. Der Konzern war in der Vergangenheit an anderen Standorten etwa wegen strenger Überwachung von Beschäftigten in die Kritik geraten. Für ver.di sei deshalb entscheidend, dass frühzeitig Betriebsräte installiert werden.

Der Online-Versandhändler Amazon verfolgt die Strategie, Lieferungen innerhalb von 24 Stunden zuzustellen. Das geht oft nur über eigene Lieferketten. Daher hat der Internet-Gigant in Baden-Württemberg mehrere Verteilzentren. Derzeit entsteht ein weiteres in Giengen an der Brenz (Kreis Heidenheim). Seit Sommer vergangenen Jahres wird dort gebaut. Ab Juni soll es erste Auslieferungen geben. Kommende Woche sollen die rund 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort eingearbeitet werden. Bis Weihnachten will Amazon die Mitarbeiterzahl auf 175 erhöhen.
Keine Lieferungen von Heidenheim nach Giengen
Trotz örtlicher Nähe sollen der Heidenheimer Logistikstandort und das neue Verteilzentrum in Giengen laut Amazon bei Lieferungen nicht zusammenarbeiten. Die Verteilzentren in der Region werden nicht von Heidenheim, sondern einem Logistikzentrum in Graben bei Augsburg beliefert. Das gilt auch für das Zentrum in Neu-Ulm.

Vor gut einem Jahr hatte die Stadt Neu-Ulm den Bau des Amazon-Verteilcenters genehmigt. Entstanden ist eine 85 Meter lange und 13 Meter hohe Halle sowie ein Parkhaus für die Auslieferungsfahrzeuge. Eine Schallschutzwand soll dafür sorgen, dass die Lärmbelästigung vor allem nachts durch die Anlieferung nicht zu groß ist.
Keine Amazon-Standorte in Memmingen und Schwäbisch Gmünd
Kein Verteilzentrum hingegen wird es in Memmingen am Allgäu Airport geben. Das teilte der Flughafen bereits Ende Februar mit. Der Online-Händler hatte sich aus wirtschaftlichen Gründen letztlich dagegen entschieden. In der Region war die Ansiedlung von Amazon umstritten. Es wurden Sorgen um den Handel, Klimaschutz und auch Bedenken wegen der Arbeitsverhältnisse geäußert.
Auch in Schwäbisch Gmünd wollte Amazon 2019 im Brenzfeld ein Verteilzentrum mit 100 neuen Arbeitsplätzen bauen. Von der Stadt gab es damals eine Absage. Der Gemeinderat hatte sich dafür ausgesprochen, einem ansässigen Unternehmen den Vortritt zu lassen.