Eine ältere Person hält Bargeld in ihren Händen  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Fotostand | Fotostand / K. Schmitt)

Anspruch auf Grundsicherung und Wohngeld

Altersarmut in Ostwürttemberg: Wo finden Betroffene Hilfe?

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Frank Polifke
Frank Polifke (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

Im Ostalbkreis ist jeder fünfte ältere Mensch arm und hat ein monatliches Einkommen von maximal 1.350 Euro. Welche Hilfsangebote finden Betroffene?

Essen, Trinken und ein Dach über dem Kopf - bei vielen älteren Menschen reicht das Geld dafür, für mehr aber nicht. Renate Wahl begegnet jede Woche Menschen, denen es so geht. Die Leiterin des Generationentreffs Spitalmühle in Schwäbisch Gmünd verwaltet Spenden der international tätigen Wohltätigkeitsorganisation Zonta. Das Geld kommt ausschließlich bedürftigen Frauen zugute.

Altersarmut: Mit Spendengeld zum Friseur

Mal ist eine neue Waschmaschine fällig, mal ist es ein Besuch beim Friseur. Aktuell müssen sich viele Frauen Winterkleidung kaufen, auch dafür fehle oft das Geld, sagt die Leiterin des Generationentreffs. Nach ihrer Darstellung werden die Spenden des Zonta-Clubs unbürokratisch ausgezahlt.

Der Generationentreff hat täglich von 10 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet, niemand muss einen Impfausweis vorzeigen. 80 Euro oder auch 100 Euro bekommen Frauen in finanzieller Not, in Einzelfällen auch mal mehr.

Frauen häufiger von Altersarmut betroffen als Männer

Nach Erhebungen des Sozialverbandes VdK sind Frauen häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Der Grund: Frauen, die heute im Ruhestandsalter sind, haben sich oft von ihrem Mann finanziell abhängig gemacht. Sie waren entweder Hausfrauen oder haben in Teilzeit oder Niedriglohnjobs gearbeitet.

Die Folge: Jetzt bekommen Frauen oft nur eine Minirente. Viele arbeiten deshalb weiter, in der Regel wiederum in Minijobs. Viele Frauen wissen zudem gar nicht, welche Hilfsangebote es gibt, diese Erfahrung hat Claudia Hoffmann von der Diakonie Ostwürttemberg gemacht.

Gegen Altersarmut: Anspruch auf Grundsicherung und Wohngeld

Die beiden großen kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie (evangelisch) und Caritas (katholisch) bieten Beratung an und loten gemeinsam mit den Betroffenen Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung aus, das gilt für Frauen und Männer gleichermaßen.

Laut Claudia Hoffmann kann das eine Aufstockung der Rente durch Grundsicherung im Alter sein oder Wohngeld, und das sind schon mal zwei wichtige Möglichkeiten. Viele haben darauf Anspruch, nutzen es aber nicht.

Bei einem Beratungstermin erfahren Seniorinnen und Senioren nicht nur, welche Möglichkeiten es gibt, sondern auch, wie man sie nutzen kann. "Wir helfen auch beim Ausfüllen von Anträgen", versichert die Diakonie-Mitarbeiterin. "Oder wenn etwas abgelehnt wird, sehen wir uns das an, ob man Widerspruch einlegen kann. Grundsätzlich machen wir den Leuten Mut, ihre Rechte wahrzunehmen."

Scham wegen Armut im Alter

Helfen können Caritas und Diakonie natürlich nur Betroffenen, die den Weg zu ihnen finden. Manche trauen sich jedoch nicht - aus Scham. Das betrifft nach Erfahrung von Caritas-Mitarbeiter Michael Kuschmann Männer mehr als Frauen.

"Wenn es Ehepaare sind, wird normalerweise die Frau mit dem Regeln der finanziell angespannten Situation beauftragt."

Frauen sind zudem oft nicht nur mutiger als Männer, sondern auch mutiger als frühere Generationen. Renate Wahl vom Generationentreff Spitalmühle erklärt das damit, dass die Bedürftigen heutzutage nicht selten jünger sind und in der Folge möglicherweise selbstbewusster. "Die Generation, die jetzt um die 60 ist, fordert mehr".

Armut ist kein Stigma - im Café sind alle gleich

Das Schwäbisch Gmünder Hilfsprojekt "Herzenswege" unterstützt ebenfalls bedürftige Seniorinnen und Senioren. Mit finanzieller Hilfe und mit Aktionen wie Besuchen im Café. Eine Stigmagtisierung ist dabei von vornherein ausgeschlossen, erzählt die Leiterin der Geschäftsstelle, Ingeborg Pfeifer.

"Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich Kaffee und Kuchen selbst leisten können, und die, die gesponsert werden, gehen gemeinsam hin. Den Unterschied sieht niemand." In Schwäbisch Gmünd soll sich niemand als arm abgestempelt fühlen.

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