In die Fahrschule zu kommen, das kann vielen jungen Menschen gar nicht schnell genug gehen. Mit 15, 17, 18, je nach angestrebtem Führerschein. Da ist Rudolf Watzlawik aus Schwäbisch Gmünd schon die große Ausnahme. Er ist nämlich demnächst 99 Jahre alt. Und seiner Fahrlehrerin Heike Hilbig aus Leinzell im Ostalbkreis beweist er einmal im Jahr, dass er es noch "drauf" hat.
Spritpreis 1954: 56 Pfennig für den Liter verbleites Benzin
Als Rudolf Watzlawik im Jahr 1954 in Schwäbisch Gmünd den Führerschein gemacht hat, da gab es noch kaum andere Autos auf der Straße, keine Sicherheitsgurte, keine Servolenkung und der Liter verbleites Benzin kostete 56 Pfennig. Die Zeiten haben sich geändert, und jetzt wird der Autofahrer Watzlawik 99 Jahre alt. Da ist es Zeit für eine Sicherheitsprüfung.
Heike Hilbig hilft Senioren seit Jahren
Ob der Senior noch in der Lage ist, ohne Gefahr für sich und andere Auto zu fahren, soll jetzt die Fahrlehrerin Heike Hilbig aus Leinzell überprüfen.
Heike Hilbig macht das häufiger mit Seniorinnen und Senioren. Sie alle kommen freiwillig, aber nicht allen kann die Fahrschulbesitzerin anschließend die gewünschte Urkunde in die Hand drücken.
Heike Hilbig nennt Watzlawiks Bereitschaft, sich jährlich überprüfen zu lassen, vorbildhaft. Jetzt schon im vierten Jahr.
Und dann geht es auf die Straße, in Watzlawiks eigenem Auto - da, wo er jeden Schalter, jeden Hebel kennt. Eine Spazierfahrt ist das trotzdem nicht. Auch wenn sich der Fahrer wohl fühlt. Das macht die Fahrlehrerin im Auto schnell klar. "Wenn ich sagen würde: Herr Watzlawik, es wird so langsam kritisch?" "Das wäre schlimm, sehr schlimm", überlegt der 99-Jährige. "Und trauen Sie mir zu, dass ich Ihnen das sagen würde?" Watzlawik traut es seiner Fahrlehrerin zu - denn dafür ist er ja gekommen: Für eine ehrliche Einschätzung seiner Fahrkünste.
Gmünder Polizisten ohne Führerschein
Das Autofahren gehört für Rudolf Watzlawik einfach dazu, schon immer, auch in den Zeiten, als er berufstätig war. Er war Polizist in Schwäbisch Gmünd.
Mit knapp 99 Jahren ist Rudolf Watzlawik heute nicht mehr so gut zu Fuß. Umso wichtiger, mobil bleiben zu können. Und im Auto merkt man ihm sein Alter wirklich nicht an.
70 Euro kostet so eine Fahrstunde. Die Urkunde eingeschlossen. Und die gibt es natürlich nach dieser Fahrt.
Eigentlich war es ja mal wieder eine Selbstverständlichkeit. Aber so ganz normal ist es nicht, dass man mit 99 Jahren noch am Steuer eines Autos sitzt. Das weiß Rudolf Watzlawik selbst auch.