Heimatverein Feldstetten

Historische Postkutsche: Erste Ausfahrt nach sieben Jahren Restauration

Stand

Von Autor/in Catharina Straß, Kilian Wolkersdorfer

Einst war Feldstetten ein wichtiger Knotenpunkt für den Postverkehr über die Schwäbische Alb. Jetzt lässt der Heimatverein die Geschichte neu aufleben: Durch eine restaurierte Postkutsche.

Zwei Männer mit viel Geduld und Durchhaltevermögen haben einer alten Postkutsche wieder auf die Räder geholfen. Beinahe sieben Jahre lang haben die Mitglieder vom Heimatverein in Feldstetten (Alb-Donau-Kreis) an dem historischen Gefährt gearbeitet. Die Kutsche soll an eine fast vergessene Zeit erinnern: Der Laichinger Stadtteil war einst Knotenpunkt für den Postverkehr auf der Schwäbischen Alb.

Letzte Handgriffe an der Postkutsche aus dem 19. Jahrhundert

Ulrich Ziegler und Gerhard Oesterle knien auf dem Boden des Heimatmuseums. Mit einem alten Wagenheber hieven sie ihr gemeinsames Mammutprojekt in die Höhe: Die historische Postkutsche, vermutlich aus dem frühen 19. Jahrhundert. Nur noch wenige Handgriffe, dann soll sie endlich wieder durch Feldstetten rollen.

2.000 Arbeitsstunden haben die Gründer des Heimatvereins in die alte Postkutsche gesteckt. Für die Laien war die Arbeit eine echte Herausforderung. Denn die Holzteile der Kutsche waren morsch, mussten ausgetauscht werden. Baupläne gab es keine.

Martin Hirnig, Mitglied im Heimatverein Feldstetten, neben der nigelnagelneu renovierten Postkutsche.
Martin Hirnig, Mitglied im Heimatverein Feldstetten, neben der nigelnagelneu renovierten Postkutsche.

Fast alles an der Postkutsche war morsch

"Wir haben die alten Teile als Schablone genommen", erklärt Ulrich Ziegler. Nur das Eisengestell und die Wagenräder konnten sie weiterverwenden. Das Projekt habe die Bastler viele schlaflose Nächte gekostet. "Manchmal ist man nachts auf die Lösung für ein Problem gekommen und ist dann gleich morgens in den Heimatverein." Der Verein ist in einem historischen Fachwerkhaus in der Ortsmitte untergebracht.

Schon vor zehn Jahren hat der Verein die Kutsche für wenig Geld gekauft. Vorher stand sie vor einem Hotel, nur mit einer Plane gegen die Witterung geschützt. Ziegler und Oesterle treffen sich jeden Mittwoch in der Halle des Heimatmuseums und basteln, oft unterstützt von anderen Mitgliedern des Heimatvereins.

Rückansicht von einer bunt bemalten Kutsche, vor die zwei Pferde gespannt sind. Die Einstiegstür steht offen, davor ein Mann in historischem Kostüm. Gemeinsam mit einem Bekannten hat Ulrich Ziegler über sieben Jahre hinweg eine Postkutsche restauriert.
Die Postkutsche ist bereit für die zweite Probefahrt. Extra dafür hat sich Gerhard Oesterle mit der traditionellen Uniform in Schale geworfen.

Bastler stecken rund 2.000 Arbeitsstunden in die Kutsche

Nach vielen Jahren kann sich die Kutsche wirklich sehen lassen. Frisch gestrichen glänzt das Gefährt in schwarz und rot - den traditionellen Farben des Königreichs Württemberg. Und in gelb, der Farbe der Post. Es sei ein weiter Weg gewesen, mit viel Frust, erzählt Ulrich Ziegler lachend. "Manches Mal habe ich überlegt, eine Packung Streichhölzer zu nehmen und das Ding anzuzünden." Doch die Arbeit, sagt er, habe sich gelohnt.

An einem Aprilnachmittag steht die erste Testfahrt der alten Postkutsche an. Keine Trockenübung, sondern richtig mit Pferden. Immerhin soll das Stück nicht nur im Museum einstauben, sondern auch durch Feldstetten fahren. Schon als die Männer ihr Gefährt mit vereinten Kräften durch das Tor des Heimatvereins ziehen, bleiben Schaulustige stehen. Sie staunen über die detailreiche Kutsche. Ein Kutscher mit seinen zwei Pferden macht das Bild komplett.

Auf einem Hof in Feldstetten steht die schwarz-rot-gelbe Postkutsche.
Die Farben der Feldstetter Post - schwarz, gelb und rot - schmückte auch die Uniform, die damals der Kutscher getragen hat. Mit dem sogenannten Omnibus-Postwagen wurden neben der Pos auch bis zu sechs Passagiere über Land transportiert.

Schnell sind die Tiere vor den Wagen gespannt. Und dann geht im wahrsten Sinne des Wortes die Post ab. Laut klappern die Hufe der Pferde auf dem Asphalt: Die neue Feldstetter Attraktion setzt sich in Bewegung. Mit Schrittgeschwindigkeit rollt die Kutsche raus aus dem Ort. Die Stimmung in der Kutsche ist heiter. "Man ist schon ein bisschen stolz", meint Gerhard Oesterle. Beim Feldstetter Musikfest am 25. Mai wird die Kutsche der Öffentlichkeit stolz präsentiert. 

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