Der Blick auf das stillgelegte Kernkraftwerk im schwäbischen Gundremmingen zeigt Witterungsspuren an den Außenfassaden. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Stefan Puchner)

Diskussion um Brennelemente geht weiter

AKW: Sorge um Atommüll auch in Gundremmingen

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Peter Allgaier
Carola Kührig
Carola Kührig (Foto: SWR, SWR - Alexander Kluge)

In Deutschland wird kein Atomstrom mehr produziert. Übrig bleiben stillgelegte Kraftwerke und Atommüll in Kommunen wie Gundremmingen.

Atomstrom aus Deutschland ist Geschichte. Die letzten drei AKW gingen Samstag vom Netz. Ein Endlager für Atommüll ist allerdings nicht in Sicht. An Standorten wie Gundremmingen (Kreis Günzburg) werden jetzt Atomkraftwerke (AKW) rückgebaut. Was mit den Brennelementen geschieht, ist dagegen weiter unklar.

Im Zwischenlager des Kernkraftwerks Gundremmingen im Kreis Günzburg: Ein Schild "Vosicht Strahlung Gefahrengruppe III warnt am Eingang einer Halle. Im Hintergrund stehen Castorbehälter mit verbrauchten Kernbrennstäben. (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance/ dpa | Stefan Puchner)
Im Zwischenlager des Kernkraftwerks Gundremmingen im Kreis Günzburg: Im Hintergrund stehen Castorbehälter mit verbrauchten Kernbrennstäben. (Archivbild)

Kritik an schleppender Suche nach Endlager

Der Bürgermeister von Gundremmingen, Tobias Bühler (CSU), und der Landrat des Kreises Günzburg, Hans Reichhart (CSU), kritisieren die schleppende Suche nach einem atomaren Endlager.

Bühler sagte im Interview mit der "Günzburger Zeitung", er heiße es nicht gut, sollte die Laufzeit für das Brennelemente-Zwischenlager in Gundremmingen verlängert werden. Diese ist aktuell für 40 Jahre gültig, gerechnet ab Einlagerung des ersten CASTOR-Behälters. Und der erste Behälter wurde nach Angaben der zuständigen Gesellschaft im August 2006 eingelagert.

Beide Kommunalpolitiker befürchten zudem, dass das Zwischenlager am Kernkraftwerk Gundremmingen möglicherweise erst im Jahr 2100 geräumt werde. Landrat Reichhart spricht in der Zeitung von einer "bewussten politischen Verzögerung" in Berlin.

Nach AKW-Abschaltung: Zehn Jahre Rückbau

Was die Arbeitsplätze betrifft, so sind von den rund 550 Jobs beim einstigen Atomkraftwerk Gundremmingen rund hundert abgebaut worden. Der Großteil der Beschäftigten wird dagegen noch etwa zehn Jahre für den Rückbau im AKW Gundremmingen gebraucht.

Außerdem macht sich die Kommune in Sachen Finanzen derzeit eher weniger Sorgen: Die Gemeinde hatte schon vor vielen Jahren Wohnhäuser in München gekauft, die sie vermietet. Außerdem wird das Thema Energie in Gundremmingen auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Denn hier gibt es einen wichtigen Knotenpunkt des Stromnetzes. Ob das allerdings Wasserstoff- oder Batteriespeicher sein werden oder doch etwas ganz anderes entsteht, ist momentan noch völlig offen.

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Am 31. Dezember wird das Kernkraftwerk in Gundremmingen abgeschaltet - nach mehr als 50 Jahren. In den angrenzenden Kommunen ist man darüber aber nur zum Teil erleichtert.

Folgen des Atomausstiegs nicht absehbar?

In Gundremmingen dampft es schon lange nicht mehr aus den beiden riesigen Kühltürmen. Aber welche Folgen hat der Atomausstieg? Die meisten, rund zwei Drittel der Befragten befürchten, dass Strom durch den Ausstieg noch teurer werden könnte.

Sorgen machen sich zudem große Betriebe in Schwaben, die viel Energie brauchen. Die Kernkraftwerke abzuschalten, sei übereilt, heißt es beispielsweise bei den Lech-Stahlwerken Meitingen (Landkreis Augsburg). Die Stabilität des Stromnetzes sei nicht wirklich sicher, ist die Befürchtung.

Auch die Firma Settele in Neu-Ulm, die unter anderem Spätzle und Maultaschen herstellt, braucht viel Energie. Denn Lebensmittel müssen oft mehrfach erhitzt werden. Das Unternehmen hat jetzt beschlossen, einige Produkte, die bisher in eher kleinen Mengen gefertigt wurden, aus dem Sortiment zu nehmen.

Derzeit gibt es zwar einen Preisdeckel für Industriestrom. Einige Unternehmen sorgen sich allerdings, wie es danach weitergeht. Und es gibt auch Betriebe, die Teile ihrer Produktion möglicherweise ins Ausland verlagern wollen.

Schon seit Jahresanfang sind nur noch rund vier Prozent des Stroms aus Atomkraftwerken gekommen. Die Bundesnetzagentur versichert: Es wird auch ohne Atomkraftwerke keine Blackouts geben.

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