Mit roten Klebestreifen ist in der Ulmer Weststadt das Straßenschild vom "Nüblingweg" durchgestrichen. Eugen Theodor Nübling (1856-1946) war ein lokaler Historiker, Politiker, Publizist und offener Antisemit, heißt es dazu auf der Homepage der Aktivistinnen und Aktivisten, dem Kollektiv Ulm-Raum, das eine Karte mit den nach seiner Auffassung kritischen Straßennamen ins Netz gestellt hat. Schon 1988 hatte demnach die Ulmer SPD-Fraktion die Umbenennung des Wegs beantragt, was aber abgelehnt wurde, da Nübling nicht als offizielles Mitglied der NSDAP identifiziert werden konnte.

"Karte von Gestern" zeigt Bezüge zum Nationalsozialismus
Bei ihrer Aktion am Wochenende und in einer "Karte von Gestern" haben die Aktivistinnen und Aktivisten mehrere Straßennamen und Orte markiert, die an Rassisten, Kolonialisten oder Wegbereiter und Unterstützer des Nationalsozialismus erinnern. Sie alle würden die Kriterien der Stadt Ulm für eine Umbenennung erfüllen, die der Gemeinderat 2018 verabschiedet hat, heißt es. Dazu gehörten etwa der Hindenburgring oder der Ferdinand-Sauerbruch-Weg und der Hermann-Stehr-Weg am Eselsberg.

Reichsadler der Nazis am Finanzamt
Warum ist an der Fassade des Finanzamtes bis heute ein NS-Reichsadler zu sehen? - fragen die Aktivisten. Außerdem kritisieren sie Bezeichnungen wie Mohrenapotheke, Café Mohrenköpfle und den Mohrensaal im Haus der Gewerkschaften, die schon in den zurückliegenden Jahren immer wieder moniert wurden.
Absicht der Aktion: Debatte über kritische Straßennamen anstoßen
Mit ihrer Aktion will das Kollektiv Ulm-Raum nach eigenen Angaben auf Straßennamen aufmerksam machen, die aufgrund ihrer historischen Bezüge kritisch zu betrachten sind und eine Debatte darüber anstoßen. Zudem soll lokale NS-Geschichte sichtbar gemacht werden.