Ankunft und Abschied gehören zum Alltag. Auch in Zoos und Tierparks. Im Tiergarten Ulm durchlebt Andreas Gerstenberger an diesem Vormittag ein Wechselbad der Gefühle. Der Tierpfleger muss sich von einem Kaninchenrammler verabschieden, der in ein anderes Zuhause umzieht. Gleichzeitig trifft ein Grüppchen Pfeilgiftfrösche ein.
Zwist zwischen Rammlern - einer muss Abschied nehmen
Alfred muss gehen. Zwischen ihm und seinem Rivalen Emil funkt es ständig. Die beiden Kaninchenmännchen können nicht miteinander. Das Problem: Alfred ist kastriert. Emil kann noch - und soll sogar. Deshalb muss Alfred weichen, obwohl es Emil war, der ihn in einer Tour gemobbt und sogar mehrfach gebissen hat.
Alfreds neue Heimat ist die Jugendfarm Ulm. Kinder und Jugendliche von sechs bis 14 Jahren üben sich hier spielerisch im Umgang mit Tieren - und dadurch in Verantwortung für andere Lebewesen.

Schon seit mehreren Tagen ist Alfred in einer "Einzelzelle" untergebracht - mit Kontaktverbot zu seinen Artgenossen. Und damit außer Reichweite seines auf Krawall gebürsteten Rivalen. Jetzt muss er ganz ausziehen. Tierpfleger Andreas Gerstenberger stopft etwas Stroh in Alfreds Transportbox. Wenige Minuten vor dem Abschied spürt der Tierpfleger Wehmut aufkommen. "Er kam immer her, man konnte mit ihm knuddeln. Ich finde das schon ein bisschen traurig."
Vom Tiergarten in die Jugendfarm - Karnickel bleibt in Ulm
Dann holt er Alfred aus seiner Einzelhaft. Das stattliche sechseinhalb Kilogramm schwere, schwarz-weiß gescheckte Karnickel knabbert ein bisschen an der Jacke des Pflegers und hoppelt dann widerstandslos in sein Reisekistchen.

Ich finde das schon ein bisschen traurig.
Mit einem Lieferwagen des Tiergartens geht es zu Alfreds neuem Zuhause, keine Viertelstunde vom alten entfernt. Und siehe da: Alfred erkundet und erschnuppert das attraktive Freigehege umgehend und intensiv. Aktion geglückt, so scheint es zumindest.

Appartement für fünf neue exotische Mieter
Währenddessen hat sich in der Terraristik-Abteilung des Tiergartens so etwas wie Weihnachtsstimmung breit gemacht: Eine geheimnisvolle Kiste ist eingetroffen. Andreas Gerstenberger und seine Kollegin Kati Walch öffnen den Deckel - etwas hippelig und mit einem Glitzern in den Augen. "Ich bin Kind geblieben", gibt der Tierpfleger zu.
Für den quicklebendigen Inhalt des Pakets haben die beiden ein Fünf-Personen-Appartement vorbereitet. Mit subtropischem Flair, dank üppigem Pflanzenbewuchs und Regendusche. Die fünf Bewohner kommen zwar aus dem sächsischen Chemnitz, stammen aber aus Peru: Baumsteigerfrösche, besser bekannt als Pfeilgiftfrösche. Absolut ungiftig übrigens, das ist so bei Nachzuchten, erklärt Gerstenberger. Der Tiergarten Ulm ist ab jetzt deutschlandweit einer von elf, der diese Amphibienart hält.

Auch die fünf Frösche machen sich sofort ans Erkunden ihrer neuen Behausung, klettern mit ihren Saugnapfzehen auf den Pflanzen und an den Glasscheiben des Terrariums herum. Dank der weißen Punkte auf ihrer dunkelbraunen Haut kann man die Tiere trotz des dichten, grünen Pflanzenbewuchses bestens erkennen.
"Wir werden heute noch mehrmals bei ihnen vorbeischauen, wie sie sich einleben", meint der sichtlich erfreute Tierpfleger. Am Abend gibt's dann das erste Futter. Die peruanischen Baumsteigerfrösche sind im Tiergarten Ulm angekommen.