Hochschule Neu-Ulm mit der TU München richtet 3D-Druck-Challenge aus. (Foto: Pressestelle, Hochschule Neu-Ulm)

Wettbewerb startet

Hochschule Neu-Ulm: Was können 3D-Drucker leisten?

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Isabella Hafner
Isabella Hafner (Foto: SWR)

Ein 3D-Drucker kann schon heute ganze Häuser ausspucken, oder auch Prothesen für kriegsversehrte Kinder. Aber was ist noch möglich? Die Hochschule Neu-Ulm ruft jetzt Tüftler auf.

Die Hochschule Neu-Ulm sucht Ideen von Tüftlern, daraus sollen Prototypen werden, die idealerweise Marktreife erreichen. Deshalb richtet die Hochschule eine 3D-Druck-Challenge aus. Dieses Jahr gemeinsam mit der TU München. Ab sofort kann man sich aus ganz Europa mit seinen Ideen bewerben. Aber was ist eigentlich heute schon möglich?

Eine ausgedruckte Borkenkäfer-Falle hilft dem Wald

Ein flacher Kasten hängt an einem Ständer neben einer Fichte im Wald: eine Borkenkäfer-Falle. Sie zieht mit Duftstoffen Borkenkäfer an, zählt und tötet sie. Daniel Grosch aus dem Harz hat damit letztes Jahr bei der 3D-Druck-Challenge der Hochschule Neu-Ulm gewonnen. Herzstück der Falle: ein Zähltrichter. Er ist komplex aufgebaut. 3D-Technik schafft es aber, sein diffiziles Innenleben zu drucken, das verhindern soll, dass auch Nützlinge gezählt und getötet werden.

Solche und andere komplizierte Gebilde können per 3D-Druck aus einem Guss hergestellt werden. Ansonsten müssten viele Einzelteile zusammengeschraubt werden. Der Druck geht auch schnell: sechs Trichter pro Woche schafft Grosch.

Eine Borkenkäferfalle aus dem 3D-Drucker. Diese Idee hat die 3D-Challenge der Hochschule Neu-Ulm vergangenes Jahr gewonnen. (Foto: Daniel Grosch)
Eine Borkenkäferfalle aus dem 3D-Drucker - dieses Projekt von Daniel Grosch hatte die 3D-Challenge der Hochschule Neu-Ulm vergangenes Jahr gewonnen. Nun ist der Wettbewerb für dieses Jahr gestartet. Daniel Grosch

Den ersten Platz machte letztes Jahr eine Firma aus Waiblingen mit 3D-Beschichtung. Das Besondere an deren Entwicklung: Normalerweise lassen sich Kunststoffe und Metalle schwer miteinander verbinden. Per 3D-Druck klappt das aber. Neue Chancen für den Leichtbau. Denn die Industrie versucht, Bauteile mit möglichst geringem Gewicht herzustellen, ohne dass man auf die Oberflächeneigenschaften, etwa von Metall, verzichten muss. Das Gewinnerteam hat die Technologie bereits für eine Firma umgesetzt.

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Gedruckter weiblicher Unterleib zum Auseinanderbauen

Oliver Kunze, Wettbewerbsorganisator und Leiter des Instituts für Logistik an der Hochschule Neu-Ulm, war auch begeistert von einem aus Kunststoff gedruckten weiblichen Unterleib zum Auseinanderbauen. Er wurde für die Hebammenausbildung entwickelt. Er zeigte sich auch beeindruckt von dem Team, das günstige Prothesen für kriegsversehrte Kinder druckte: "Kinder sind deshalb doppelt betroffen, weil sie schnell wachsen. Wenn sie mal eine Prothese haben, dann ist sie nach drei Jahren schon nicht mehr passend." Das Team habe es geschafft, eine funktionale und länger passende Prothese zu drucken.

Hochschule Neu-Ulm mit der TU München richtet 3D-Druck-Challenge aus. (Foto: Pressestelle, Hochschule Neu-Ulm)
Beispiel "Unterleib einer Frau" für die 3D-Druck-Challenge von der Hochschule Neu-Ulm. Pressestelle Hochschule Neu-Ulm

Bewerben kann sich jeder: Schüler waren schon dabei, Menschen im Berufsleben, Forschende, Erfinder kurz vor der Unternehmensgründung. Und es gibt laut Kunze fast nichts, was man nicht drucken könnte: "Das hat in letzter Zeit unheimlich an Fahrt aufgenommen. Durch das Zusammenspiel der Verfahren und Materialien. Man kann mittlerweile auch Metalle und Keramiken drucken und zunehmend auch Verbundstoffe - also mehrere Materialien zusammen."

Lieferengpässe künftig kein Thema mehr?

3D-Druck ist längst kein reines Hobbythema mehr. Die Technik hat Einzug in die Unternehmen erhalten. Sie drucken sich ihre Ersatzteile und überhaupt immer mehr Bauteile - um weniger anfällig bei Lieferengpässen zu sein. Monika Ruhkopf von einer der Preisstifter-Firmen: "Und es geht auch in die serielle Fertigung. Wir haben heute spezifische Teile, Baugruppen, die wir früher aus fünf oder zehn Einzelteilen gemacht haben. Die gehen heute in ein Teil. Das erspart uns den Zusammenbau."

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