Dem Branchenverband VDA zufolge betreiben deutsche Autohersteller und Zulieferer aktuell 49 Fertigungsstandorte in der Russischen Föderation. Darunter der schwäbische Technologiekonzern Bosch, der dort zum Beispiel Fahrzeugteile, wie Antiblockiersysteme oder Scheibenwischer bauen lässt.
Andere produzieren dort gleich ganze Fahrzeuge. Zum Beispiel Volkswagen oder - zumindest bisher - der Lkw-Hersteller Daimler Truck. Bei der Produktion des Nutzfahrzeugriesen zeigt der Ukraine-Krieg jetzt allerdings erste Wirkung: Bislang hat Daimler Truck seine Lkw-Fertigung in Russland gemeinsam mit dem Panzerwagenhersteller Kamaz betrieben. Diese Kooperation werde nun bis auf Weiteres eingestellt.
Russischer Markt weniger bedeutsam
Der Geschäftsführer des Instituts für Automobilwirtschaft aus Geislingen an der Steige (Kreis Göppingen), Stefan Reindl, sagte dem SWR, Russland und die Ukraine würden für lange Zeit als Absatzmärkte ausfallen. Allerdings sei Osteuropa für deutsche Automobilhersteller weit weniger bedeutend als Westeuropa, Nordamerika oder Asien. Insofern dürften absatz- und umsatzseitig vom Kriegszustand zwar empfindliche, aber keine existenzbedrohlichen Effekte für die Branche ausgehen. Größere Effekte seien eher auf der Produktions- und Zuliefererebene zu erwarten, so Reindl.
Auch das Hohenloher Unternehmen Ziehl-Abegg ist wirtschaftlich in der Ukraine und Russland aktiv. Welche wirtschaftlichen Folgen die Sanktionen für den Ventilatorenbauer haben, ist noch schwer abzuschätzen. In Russland arbeiten 30 Mitarbeiter für das Unternehmen, in der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat Ziehl-Abegg ein Vertriebsbüro. Dessen Geschäftsbetrieb wurde nach Unternehmensangaben formell eingestellt, weil die Mitarbeiter zum Militär rekrutiert worden seien.
Die Industrie in Baden zum Beispiel rechnet für sich mit keinen schweren Folgen durch die Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Das teilte der Wirtschaftsverband industrieller Unternehmen Baden dem SWR mit. Der Umsatz einzelner Industrieunternehmen aus dem Russlandgeschäft betrage höchstens zehn bis fünfzehn Prozent.
Auch die deutsche Chemieindustrie ist in Russland vor Ort. Allen voran Branchenriese BASF, der in der Russischen Föderation zwölf Werke unterhält. Rund 700 Beschäftigte produzieren dort chemische Produkte, zum Beispiel für die Landwirtschaft und die Gesundheitsbranche.