
Auf einer virtuellen Karte des Landesfrauenrats ist Baden-Württemberg mit seinen 70 Wahlkreisen abgebildet. Jedem Wahlkreis werden sechs Kandidaten zugeordnet. Männer sind grau eingefärbt, Frauen werden je nach Parteizugehörigkeit farbig präsentiert - von gelb bis schwarz. Auf einen Blick wird deutlich: Es gibt bunte Wahlkreise mit mehreren Kandidatinnen, aber auch ganz graue Kreise, wo keine einzige Frau zur Wahl steht.
Wahlkreis Calw ohne Kandidatinnen
Der Landkreis Calw ist einer von zehn Wahlkreisen im Land, in denen keine Frau nominiert wurde. Selbst die Grünen mit ihrer parteiinternen 50-Prozent-Quote haben in diesem Wahlkreis keine Frau aufgestellt. Deren Landtagskandidat Johannes Schwarz gibt als Erklärung, dass sich eben keine Frau aufstellen ließ. Der 50-jährige Diplom-Ingenieur weiß auch nicht so recht, woran das liegt.
"Ich tue mich schwer, das zu erläutern. Aber vielleicht liegt es schon auch an der aktuellen Männerdominanz in der Kommunalpolitik."

Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Politik schwierig
"Frauen sind oft mehrfach belastet, wenn sie Beruf, Familie, Ehrenamt und politische Arbeit miteinander verbinden müssen", sagt die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Dorothea Kliche-Behnke. Die dreifache Mutter sitzt bereits im Tübinger Gemeinderat und versucht erneut in den Stuttgarter Landtag einzuziehen.
"Das geht bei mir tatsächlich nur deswegen, weil ich ein großes, starkes familiäres Netzwerk habe und wegen der modernen Rollenaufteilung mit meinem Mann."
Im Wahlkreis Reutlingen hat die FDP eine Frau nominiert: Regine Vohrer. Die 63-jährige Unternehmerin ist Stadträtin, organisiert das Weindorf und ist sehr bekannt. Jetzt sind ihre Söhne erwachsen und nun traut sie sich auch ein Landtagsmandat zu.
So ein Wahlkampf kostet auch Geld, sagt Vohrer.
"Mit 15.000 Euro müssen Sie schon rechnen, um einen Wahlkampf effizient, mit Sinn und Zweck führen zu können. Natürlich ist da aus meiner privaten Kasse einiges dabei".
Quote half CDU-Kandidatinnen

Am Geld könne es aber nicht liegen, dass so wenige Frauen im Landtag sind, meint Nicole Hoffmeister-Kraut, die CDU-Kandidatin aus Balingen. Nötig sei eine veränderte politische Kultur, die Frauen helfe, mehr Verantwortung für politische Ämter zu übernehmen. Ihrer Partei habe die Einführung des Ein-Drittel-Quorums geholfen, sagt die Landeswirtschaftsministerin.
"Ich sehe die Quote immer etwas kritisch, weil es dann immer zu Quotenfrauen kommt und sich manche Frauen dadurch zurückgesetzt fühlen. Aber das hat natürlich zu einem enormen Bewusstseinswandel geführt, gerade auch bei uns in der CDU".