Weltkrebstag: Patienten leiden unter doppelter Angst

Corona und Krebs: Tübinger Psychosoziale Beratungsstelle bietet Unterstützung

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AUTOR/IN
Anette Hübsch

Bei der Diagnose Krebs geraten viele Patientinnen und Patienten in eine schwere Krise. Corona wird als zusätzlicher Schlag empfunden. Hilfe bietet die Psychosoziale Krebsberatungstelle in Tübingen.

In der Krebsberatungsstelle Tübingen berät die Sozialpädagogin Johanna Schramm Krebserkrankte auch bei sozialen Fragen wie z.B. zum Thema Arbeiten.  (Foto: Andrea Stroppel, Krebsberatungsstelle Tübingen)
In der Psychosozialen Krebsberatungsstelle des Universitätsklinikums Tübingen bekommen Patientinnen und Patienten Hilfe bei allen Fragen zum Thema Krebs.

Wir machen auch kurzfristig einen ersten Beratungstermin möglich, sagt Heike Sütterlin, Diplom-Psychologin und Leiterin der Psychosozialen Krebsberatungsstelle am Universitätsklinikum Tübingen. In Deutschland erkranken jedes Jahr über 500.000 Menschen an Krebs. Die häufigsten Erkrankungen sind Brustkrebs, dann folgen Darmkrebs, Hirntumore und andere Krebsarten.

"In der Krebsberatungsstelle Tübingen sind rund 83 Prozent der Erkrankten, die bei uns Unterstützung suchen, im erwerbsfähigen Alter. Neben der Sorge um die Gesundheit ist auch die Sorge um den Arbeitsplatz und die finanzielle Absicherung ein wichtiges Thema in den Beratungen."

Viele leiden nach Abschluss der Akuttherapie noch unter den Nebenwirkungen von Medikamenten oder an Erkrankungs- und Behandlungsfolgen. Dies kann den Wiedereinstieg in den Beruf erschweren oder sogar verhindern. Die finanziellen Folgen durch den Einkommensverlust und krankheitsbedingte Mehrausgaben für Medikamente und Zuzahlungen belasten die Betroffenen zusätzlich, so Sütterlin.

Corona als doppelte Belastung für Krebspatienten

Die Corona-Pandemie habe allen, die an Krebs erkrankt sind, einen doppelten Schlag versetzt.

"Neben der Angst vor einer tödlichen Erkrankung ist auch die Angst vor einer Ansteckung durch das Coronavirus dazugekommen."

Als zusätzlich belastend sei auch die Sorge, dass Operationen zurückgestellt würden und es Einschränkungen bei den Therapien gebe. Hinzu komme, dass Betroffene ihre Arztgespräche wegen Kontaktbeschränkungen allein durchstehen mussten. Dies habe sich allerdings inzwischen wieder gebessert, so Sütterlin. Man habe in Tübingen beispielsweise viele Gespräche per Video führen können oder Telefonate gemacht, bei denen Angehörige dazugeschaltet werden konnten. Die Beratungsstelle finde immer Lösungen und könne Menschen in allen Krankheitsphasen begleiten: während der Diagnose, der ambulanten Behandlung, der Nachsorge, bei Palliativsituationen. Auch Kinder und alle Angehörigen würden Begleitung bekommen, so Sütterlin.

Weltkrebstag: Fokus auf Arbeiten mit Krebserkrankung

Zum diesjährigen Weltkrebstag stellt die Tübinger Beratungsstelle das Thema Arbeiten mit einer Krebserkrankung in den Vordergrund. Denn Arbeit sichere nicht nur die Existenz, sondern könne auch eine Ressource für das Selbstwertgefühl sein, heißt es in einer Pressemitteilung. Arbeit strukturiere den Alltag, schaffe soziale Kontakte und bringe Anerkennung und Zufriedenheit. Für an Krebs Erkrankte stellen sich Fragen bezüglich Arbeitsplatzveränderungen, Reha oder Wiedereingliederung, die in der Psychosozialen Beratungsstelle besprochen werden könnten.

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