Das Nachklärbecken der Kläranlage Reutlingen Nord.

Virtueller Rundgang ohne Gestank

Was passiert eigentlich in der Reutlinger Kläranlage?

Stand
Autor/in
Klara Keuten

Die Kläranlage Reutlingen-Nord öffnet virtuell ihre Türen: Wann werden Essensreste aus dem Abwasser gefischt? Wann tote Ratten? Antworten darauf gibt es in einem Online-Rundgang.

Das Klärwerk Reutlingen Nord will aufklären - und zwar darüber, was mit dem Abwasser passiert. Dafür gibt es jetzt auf der Internetseite der Stadtentwässerung Reutlingen die Möglichkeit, die verschiedenen Stationen des Dreckwassers anzuschauen.

Wasser von 100 Prozent dreckig zu 99 Prozent sauber

Generell ist das Ziel der Kläranlage, gelöste Stoffe im Abwasser in feste umzuwandeln und dann zu entfernen. Dafür durchläuft das Dreckwasser drei große Reinigungsstationen: mechanisch, biologisch und chemisch.

Die mechanische Reinigung beginnt mit dem Geröllfang, der zieht erstmal alles heraus, was kein Schlamm ist: tote Ratten, Hygieneartikel, Essensreste und alle anderen Dinge, die eigentlich nicht in den Abfluss gehören.

Der Rechen holt dann im zweiten Schritt kleinere Teile wie zum Beispiel Plastikstückchen oder einzelne Salatblätter heraus und presst den Abfall in Schläuche. Je mehr Müll im Abfluss oder in der Toilette landet, desto mehr Arbeit macht der erste Schritt, und die Geräte verstopfen schneller.

Abwasser, das in der Kläranlage in Reutlingen-Nord gereinigt wird.
Das Abwasser ist eine ziemlich dreckige Angelegenheit: Im virtuellen Rundgang durch das Klärwerk Reutlingen-Nord riecht man davon aber nichts.

Im nächsten Schritt geht's ans Eingemachte: Ein weiterer Fang filtert Sand und Fette raus. Dafür wird Sauerstoff ins Wasser geblasen, damit der Sand sich absetzen kann. Das Fett setzt sich dann ein Becken weiter an der Oberfläche ab. Nach dem letzten Schritt der mechanischen Reinigung ist der restliche grobe Schlamm entfernt, und damit ist das Wasser bereits zu 40 Prozent gereinigt.

Kläranlage: Bakterien reinigen biologisch

In der biologischen Reinigung werden es nicht etwa weniger, sondern sogar mehr Bakterien. Die sind extra dafür gezüchtet, Phosphat abzubauen. Danach holen andere Bakterien noch Stickstoff aus dem Schlamm-Wasser-Gemisch.

Das Becken der Kläranlage Reutlingen-Nord, in dem Bakterien das Schlammwasser reinigen.
Das Becken der Kläranlage Reutlingen-Nord, in dem Bakterien das Schlammwasser reinigen.

Das sogenannte Belebungsbecken riecht gar nicht mehr nach Abwasser und Kläranlage, sondern erdig und schlammig. Das liegt daran, dass die Bakterien, die hier das Wasser reinigen, auch im Erdreich und in natürlichen Gewässern das Wasser klären. Zu sehen gibt es auch diesen Prozess im Online-Portal der Reutlinger Stadtentwässerung.

Wasser fließt fast sauber in den Neckar

Nach ganzen 13 Stationen im Klärwerk bleibt nur noch feuchter Schlamm und fast sauberes Wasser übrig. Der Klärschlamm wird im Kraftwerk verbrannt und das Wasser ist fertig geklärt, aber es ist immer noch kein Trinkwasser!

Im Gegenteil, auch nach dem Klärungsprozess sind noch Bakterien im Wasser, die man nicht zu sich nehmen sollte. Das Wasser wird in den Neckar geleitet, der dann die einprozentige Restverschmutzung klärt - auf natürliche Weise.

Deshalb empfehlen die Klärwerker, nicht im Neckar oder in der Echaz zu baden.

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