Hunderttausende Menschen flüchten derzeit aus der Ukraine. Viele von ihnen haben Hund und Katze dabei. Doch in den Aufnahmezentren dürfen die Haustiere in der Regel nicht bleiben. Wer zum Beispiel nach Tübingen in die Kreissporthalle kommt, muss seinen treuen Begleiter beim Tübinger Tierheim abgeben. Für die Geflüchteten und die Tiere eine weitere Katastrophe, sagt Tierpfleger Stephan Götz.
Tierpfleger aus Tübingen: "Ich musste mitweinen"
Als der Krieg in der Ukraine ausbricht, reagiert der Tierpfleger sofort. Denn ihm war gleich klar, dass mit den Menschen auch viele Tiere hierherkommen werden. Im Tübinger Tierheim richtet Götz für die ukrainischen Hunde mehrere Quarantäne-Stationen ein. An die zehn Hunde können dort unterkommen. Was er nun tagtäglich mit den Geflüchteten erlebt, geht ihm tief unter die Haut.
"Das Einzige, was sie noch retten konnten, war ihr Haustier. Und das müssen sie hier dann auch noch abgeben. Das ist ihr letzter Halt, was sie überhaupt noch haben. Gestern habe ich ein Kind gehabt, das hat so geweint, weil es das Tier abgeben musste. Ich musste mitweinen. Also richtig schlimm."
Tierpfleger vermittelt Wohnung für Flüchtlinge
Sehr emotional war auch der Abschied von Hund "Lucky". Der kleine Pekinese gehört Polina Mykhalchuk. Der Hund hat die 16-Jährige, ihre Mutter, Tante und ihren Cousin bei der Flucht aus der Ukraine nach Tübingen begleitet. Die Trennung vom geliebten Haustier war tränenreich.
Doch Tierpfleger Stephan Götz hat für sie eine private Unterkunft gefunden: Eine Freundin in Dußlingen (Kreis Tübingen) räumte zwei Zimmer frei. So konnte nach ein paar Tagen Tierheim Lucky wieder bei der Familie leben. Der Moment, als sie ihren Hund wieder in den Armen halten konnte, bleibt Polina und ihrer Familie unvergessen: "Alle haben geweint vor Freude", sagte die 16-jährige Ukrainerin dem SWR.

Familie aus Ukraine bekocht Tübinger Helferin
Polina, ihre Mutter, die Tante und der Cousin bedanken sich bei Stephan Götz und "Biggi", wie Polina sagt. Biggi ist Brigitte Obermeier. Sie hat die ukrainische Familie samt Lucky nun beherbergt. "Das funktioniert echt gut", sagt die Tübingerin. Sie seien eine harmonische WG.
"Ich werde bekocht, wir haben viel Spaß miteinander", erzählt Obermeier. Es gebe aber auch andere Momente. Die Männer der Ukrainerinnen seien beim Militär. Jeden Tag werde telefoniert. Die Angst sei bei ihren ukrainischen Mitbewohnerinnen immer da. Aber wenigstens seien sie und auch ihr Hund in Sicherheit.

Große Hilfsbereitschaft bei Tierpfleger in Tübingen
Tierpfleger Stephan Götz ist froh, dass er vermitteln konnte. Denn er weiß, nicht nur die Menschen leiden, wenn sie ihre Haustiere im Tierheim abgeben müssen, sondern auch die Tiere. Daher hat er schon vor Wochen einen Aufruf via Facebook gestartet. Er sucht private Unterkünfte für ukrainische Flüchtlinge und ihre treuen Begleiter.
Außerdem beteiligt sich der Tübinger an einer Aktion von acht Vereinen aus der Region: 120 Tonnen Spenden haben sie bereits an die ukrainische Grenze gebracht, sagt Götz, darunter Lebensmittel, aber auch jede Menge Tierfutter.