Ältere Menschen sind oft nach einer größeren Operation zumindest vorübergehend geistig verändert. Zwar ist der Eingriff gut verlaufen, der Krankenhausaufenthalt war sorgfältig geplant. Alles müsste in Ordnung sein, aber dennoch wirken die älteren Patienten und Patientinnen desorientiert und verwirrt. Das kann weitreichende Folgen haben: Sie ziehen sich die Infusionsschläuche heraus, stehen zu früh auf, stürzen und brechen sich die Knochen.
Programm zur Verbeugung entwickelt
Die Uniklinik Tübingen hat eine Studie zur Vorbeugung angestoßen, die Pawel-Studie, das steht für Patientensicherheit, Wirtschaftlichkeit und Lebensqualität. Für die Studie wurden bei fast 1.500 über 70-Jährigen vor einer geplanten Operation Risikofaktoren für ein Delir ermittelt. Auf dieser Basis wurde dann ein vorbeugendes Programm zur Aktivierung der Patienten und Patientinnen erarbeitet.
Uhren, Brillen und Hörgeräte helfen
Das Interventionsprogramm wurde bereits am Stuttgarter Klinikum erprobt. Dazu wurde eigens ein Team gegründet, das bereits im Vorfeld einer planbaren Operation eingesetzt werden kann. Die Patienten werden bei Untersuchungen begleitet und im Krankenzimmer werden zum Beispiel Uhren aufgehängt, Boxen mit Seh- und Hörhilfen aufgestellt oder es wird auch für eine Sturzprophylaxe gesorgt. An der Tübinger Uniklinik werden die Strukturen für das Delir-Präventionsprogramm derzeit aufgebaut und ein Team gebildet. Dazu sind unter anderem entsprechende Schulungen nötig.
Tübinger Programm soll bundesweit umgesetzt werden
Das Ergebnis der Studie: Durch das Programm AKTIVER kann über ein Drittel der Fälle von Verwirrtheitszuständen nach Operationen verhindert werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) empfiehlt deshalb das Präventionsprogramm nun im gesamten Gesundheitswesen umzusetzen. Krankenhäuser sollen die Erkenntnisse der Studie bei der eigenen Delir-Prävention berücksichtigen und die Erkenntnisse des Projekts auch in die ärztliche und pflegerische Fort- und Weiterbildung einfließen lassen.