Man nannte sie respektvoll die "Herrin der Fliegen", denn gemeinsam mit ihrem Kollegen Eric Wieschhaus hatte Christiane Nüsslein-Volhard untersucht, wie Gene die Entwicklung von Drosophila melanogaster bestimmen. Sie mikroskopierten zehntausende Fruchtfliegen-Embryos.
Entwicklung der Genforschung entscheidend vorangebracht
Was zunächst als mögliche aber nicht notwendige Forschung über Insekten erschien, entpuppte sich dann als entscheidend für die Genforschung, die sich in den 1980er Jahren in atemberaubendem Tempo entwickelte.
Peter Binder hat die Nobelpreisträgerin in ihrem Büro am Max-Planck-Institut besucht:
Was Nüsslein-Volhard und Wieschhaus bei den Fliegen beobachtet hatten, ließ sich auch auf den Menschen anwenden. Das erstaunte die Fachwelt, weil man lange davon ausgegangen war, dass Insekten mit Wirbeltieren nicht viel gemeinsam haben, so Volhard.
Nach den Fruchtfliegen die Zebrafische
Später wählte sich die Nobelpreisträgerin Zebrafische zum Forschungsobjekt. Ihre Frage: Woher haben die ihre Streifen? Solche Muster erscheinen uns nur schön. Sie helfen aber, fruchtlose Paarungen unter nahverwandten Arten zu verhindern. Wie aber entstehen die Merkmale? Was unterscheidet die Arten voneinander?

Im Oktober läuft ein Forschungsprojekt zu solchen Fragen aus, das Nüsslein-Volhard geleitet hat. Dazu war sie fast täglich im Institut. Jetzt will sie es ruhiger angehen lassen, hofft aber, dass andere Forschende mit dem Thema vorankommen. Ihr Büro nahe den Räumen mit den Aquarien behält sie.
Pläne für den Unruhestand
Mit 80 plant sie, sich häufiger Entspannung zu gönnen, mehr zu lesen und zu musizieren, aber auch ein Buch zu schreiben, vielleicht eine Autobiographie, oder ein Gartenbuch.

Verteidigung der Gentechnik
Außerdem will sie sich weiterhin dafür einsetzen, dass das Gentechnik-Gesetz in Deutschland geändert wird. Sie betrachtet Gentechnik als große Chance ohne große Risiken. Mit Pflanzen, die selbst Schädlinge abwehren, bräuchte man viel weniger Pestizide. Dann könnte es wieder mehr Insekten und auch mehr Vögel geben, meint die Tübinger Nobelpreisträgerin.
Geburtstag auf dem Schloss
Zu ihrem 80. Geburtstag am 20. Oktober hat Christiane Nüsslein-Volhard 50 Forschende zu einer Tagung auf ein Schloss eingeladen, das der Max-Planck-Gesellschaft gehört. Die meisten davon hat sie ausgebildet, viele leiten inzwischen eigene Forschungsgruppen.
Eine wissenschaftliche Tagung statt eines reinen Geburtstagsfests - das empfindet die Wissenschaftlerin nicht als Entsagung. Das Symposium sei keine Arbeit - es sei eine Belohnung für die Arbeit, sagte sie dem SWR.