Ein Mäppchen liegt während des Unterrichts einer zweiten Klasse einer Grundschule auf einem Tisch. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Ein Beispiel aus Altensteig

Teurer Schulstart: Mehrausgaben für Lernmaterial

Stand

Schulbeginn bedeutet für viele Eltern leere Geldbeutel - denn Schulmaterial ist deutlich teurer geworden. Das spürt auch die dreifache Mutter Anke Krumrey aus Altensteig.

Die Preise für Papier, Stifte und Schulranzen haben im letzten Monat deutlich angezogen. Vor allem Papier ist wegen Energiemangels und Knappheit laut Statistischem Bundesamt deutlich teurer geworden. Anke Krumrey aus Altensteig (Kreis Calw) muss für ihre drei Kinder in diesem Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen. Zwei gehen bereits zur Schule, ihre sechsjährige Tochter wird nun eingeschult. Allein für die künftige Erstklässlerin hat sie 380 Euro ausgegeben. Hinzu kommen weitere 144 Euro an Kosten für Schreibwaren der Geschwister. Ein neuer Rucksack für den Sohn, der ins Gymnasium eingeschult wird, kommt auch noch dazu.

Zwischen 300 und 1.000 Euro für Erstklässler

Rechnet man die Kosten für die Ausstattung zusammen - also Schultüte samt Ranzen, Stiften, Füller und neuen Sportschuhen - kommt man schnell auf mehrere hundert Euro. Untersuchungen eines Marktforschungsinstituts zeigen, dass Eltern im Schnitt zwischen 300 und 1.000 Euro für den Schulstart ihrer Kinder ausgeben. Anke Krumrey kann die gestiegenen Kosten stemmen. Sie fragt sich aber, wie einkommensschwächere Familien mit den höheren Preisen klarkommen.

Ausgaben für manche Eltern schwer zu stemmen

Für manche Eltern sind die hohen Summen ein richtiges Problem, beobachtet Larissa Binder von der Altensteiger Schreibwarenhandlung Eckhardt. Entsprechend fallen die Reaktionen an der Kasse aus. Während manche Kundeninnen und Kunden kurz schlucken müssen und widerwillig zahlen, wollen viele beispielsweise teure Stifte umtauschen. Sie entscheiden sich dann meist für die billigeren Produkte im Sortiment. Laut Binder sind besonders Schulhefte im Vergleich zum Vorjahr deutlich teurer geworden - etwa 40 bis 50 Prozent.

GEW: Schulfördervereine gefragt

Land und Kommunen unterstützen zwar die Schulen finanziell, die Budgets seien aber in den letzten Jahren eher gesunken, beobachtet Matthias Schneider, Sprecher der Gewerkschaft-Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Stuttgart. Eltern unbürokratisch finanziell zu unterstützen, beispielsweise mit Zuschüssen für eine neue Schultasche oder ein Mäppchen, dafür seien die Sozialämter zuständig. Eltern, die Hartz IV beziehen, erhalten zum neuen Schuljahr 156 Euro pro Kind. Das Land Baden-Württemberg würde sich zwar dafür einsetzen, dass diese Pauschale erhöht werde, letztlich werde die Höhe der Pauschale aber auf Bundesebene beschlossen, heißt es aus dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium. Für einkommensschwache Eltern sei es daher wichtig, dass die Schulen selbst weiterhelfen, meint Schneider von der GEW.

Für den GEW-Sprecher sind Schulfördervereine deshalb enorm wichtig. Diese springen beispielsweise ein, wenn Eltern Klassenfahrten nicht bestreiten können. Vielen Eltern falle es allerdings schwer, auf die Fördervereine zuzugehen und Unterstützung zu beantragen. Hilfreich wäre es aus der Sicht Schneiders, wenn die Schulen von ihren Trägern größere Etats bekommen würden, um beispielsweise ohne Aufwand einen Klassensatz Übungshefte anzuschaffen.

Lernmittelfreiheit in Baden-Württemberg quasi ausgehöhlt

De facto gibt es in Baden-Württemberg eine Lernmittelfreiheit. Diese ist in der Landesverfassung verankert. Das bedeutet, dass alles, was mit Lernen zu tun hat, nichts kosten darf und von den Schulträgern zur Verfügung gestellt werden muss. Doch dies werde seit Jahren ausgehöhlt, sagt Matthias Schneider. Denn Lehrerinnen und Lehrer beklagen oft, dass die zur Verfügung stehenden Materialien einfach veraltetet seien.

Stand
AUTOR/IN
SWR