Wer aus dem 2.000 Einwohner Ort Rottenburg-Kiebingen (Kreis Tübingen) was braucht, der muss bisher sieben Minuten mit dem Auto nach Rottenburg fahren. Früher gab es hier noch einen Metzger und einen Bäcker im Ort. Doch beide haben mittlerweile geschlossen, der Bäcker erst vor kurzem aus persönlichen Gründen. Ab 1. Juli soll sich an der Situation etwas ändern. Dann eröffnen Christian und Nadine Wenzler den Tante-M Laden als Franchisenehmer. Hinter der Idee steht der 40-jährige Christian Maresch, ein Unternehmer aus Pliezhausen (Kreis Reutlingen). Er hat schon 21 Tante-M Läden in Dörfern der Region und darüber hinaus eröffnet, zum Beispiel in Hengen (Kreis Reutlingen), Börtlingen (Kreis Göppingen) oder in Haigerloch-Trillfingen (Zollernalbkreis).

Regionale Produkte - kein Alkohol und Zigaretten
Die Tante-M Läden haben von 5 bis 23 Uhr geöffnet, die Tür- und Lichtschaltung funktioniert automatisch. Es gibt Nudeln, Konserven, Getränke, Backwaren, Wurst und Fleisch, Milchprodukte - viele regionale Produkte, aber auch ein paar kleine Geschenke. Es gibt alles, was man im Alltag braucht. Alkohol und Zigaretten gibt es wegen der fehlenden Alterskontrolle nicht. Denn der große Unterschied zum Tante Emma Laden ist: Es sitzt niemand hinter der Kasse und zu den meisten Zeiten trifft man auch kein Personal. Zwar gibt es zwei Mini-Jobber pro Laden, die sind aber nur einmal am Tag kurz da, um Regale einzuräumen und nach dem Rechten zu schauen. An der Kasse dürfen Kundinnen und Kunden dann selbst ihre Waren einscannen und im Anschluss entweder ihr Bargeld in einen Tresor mit Schlitz werfen oder mit Karte bezahlen.

Überwachungskameras haben schon kleinen Dieb überführt
Die Wenzlers haben bereits einen Tante-M Laden in Haigerloch-Trillfingen (Zollernalbkreis) eröffnet. Nach ihrer Erfahrung wird nicht viel geklaut. Und wenn es doch mal passiert, zeichnen es die vielen Kameras im Laden auf.
Vor kurzem hat ein 7-jähriger Junge mehrmals geklaut, Waren im Wert von 50 Euro. Wenzlers haben das zur Anzeige gebracht, die Eltern bezahlten eine Entschädigung und der kleine Junge musste einen Entschuldigungsbrief schreiben. Der hängt nun warnend über der Kasse.

Hauptverkaufstag: Sonntag
Nadine Wenzler ist mit den Umsätzen des Trillfinger Ladens zufrieden. Am Sonntag kämen die meisten Kundinnen und Kunden, zum Beispiel Radler, die eine kurze Erfrischung brauchen oder Familien, die spontan grillen wollen. Aber auch sonst seien immer wieder Leute da und das Feedback sei super.
Die Kiebinger sind auch schon gespannt auf ihre neue Attraktion im Dorf - das ergibt eine Umfrage. Sie finden es gut, dass sie dann nicht mehr nur mit dem Auto einkaufen können, sondern für schnelle Versorgung auch mal zum Tante-M Laden gehen können. Auch wenn manche skeptisch sind, was das neue Konzept ohne Personal angeht, sie wollen es auf jeden Fall mal testen und dann sehen, ob sie es im Alltag brauchen.
Genossenschaft ruft Bürgercafé ins Leben
Neben dem Tante-M Laden soll ein Bürgercafé kommen. Initiiert hat das die Genossenschaft "Nahversorgung und Begegnung in Kiebingen", von der Tabea Hill Gründungs- und Vorstandsmitglied ist. Sie ist in Kiebingen groß geworden und lebt nun mit ihrer Familie wieder dort. Warum Kiebingen so einen Begegnungsort braucht, erklärt Hill so:
Das Café mit Außenbereich soll auf jeden Fall am Wochenende geöffnet sein. Je nachdem, wie es angenommen wird, könnte es dann auch unter der Woche die Türen öffnen. Snacks, kleine Gerichte wie Salate oder Suppen will die Genossenschaft dort anbieten. In Zukunft könnte es dann auch kleine Veranstaltungen geben, wünscht sich Tabea Hill.