Über 5.000 Unterzeichnende gegen Schließung

Initiative hat Unterschriften für Erhalt von Schlachthof Rottenburg übergeben

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Markus Beschorner

Viele Rottenburger sind mit der Entscheidung des Gemeinderates, den Schlachthof zu schließen, nicht einverstanden. Sie haben deshalb für einen Bürgerentscheid unterschrieben.

Vertreter der Bürgerinitiative Schlachthof Rottenburg (von links):  Gregor Schmidt, Fransziska Rauser, Wolfgang Narr, Betreiber Marco Helle  (Foto: SWR, Markus Beschorner)
Vertreter der Bürgerinitiative Schlachthof Rottenburg übergeben Überschriften zum Bürgerentscheid im Rathaus. Von links: Gregor Schmidt, Fransziska Rauser, Wolfgang Narr, Betreiber Marco Helle

Am Freitag hat die Schlachthofinitiative die gesammelten Unterschriften an die Stadtverwaltung übergeben. Die über 5.200 Unterzeichnenden wollen, dass der Betrieb in Rottenburg fortgeführt wird. Unabhängig davon, ob der in die Schlagzeilen geratene Schlachthof in Gärtringen (Kreis Böblingen) saniert und geöffnet wird. Nach dem Beschluss des Gemeinderates soll sich die Stadt an der Sanierung des Schlachthofes Gärtringen mit 300.000 Euro beteiligen. In Rottenburg darf dann nur noch so lange geschlachtet werden, bis Gärtringen den Betrieb aufgenommen hat.

BI: Kleiner Schlachthof überlebensnotwendig für regionale Landwirte

Landwirtin Franziska Rauser hofft, dass der kleine Betrieb noch eine Chance hat. Er würde sehr gut zu den Strukturen der hiesigen Landwirtschaft passen, sagte sie dem SWR bei der Übergabe der Unterschriften. Dies sieht auch der Sprecher der Bürgerinitiative, Klaus Weber, so. Er engagiert sich, weil er bei der Stadtverwaltung Transparenz vermisst. Er bezeichnete die Informationsveranstaltungen als bloßen Schein. In der Rottenburger Schlachthofinitiative haben sich regionale Landwirte, Metzger, Direktvermarkter, aber auch Verbraucher und Umweltschützer organisiert, um den Schlachthof an seinem jetzigen Ort fortzuführen.

Schlachthof Rottenburg (Foto: SWR, Nadine Ghiba)
Der Rottenburger Schlachthof ist über 100 Jahre alt und müsste teuer saniert werden. Darauf verzichtet die Stadtverwaltung.

Gemeinderat: Sanierung zu teuer

Stadtverwaltung und Gemeinderat halten einen Schlachthof im alten Gebäude für nicht zukunftsfähig. Eine Sanierung wäre zu teuer, so der Tenor. Bürgermeister Hendrik Bednarz nahm die Unterschriften entgegen. Er betonte nochmals, dass das Tübinger Landratsamt den Betrieb nicht genehmigen werde. Außerdem mache der Standort in Innenstadtnähe städtebaulich keinen Sinn. Die langwierige Suche nach einem neuen Standort wurde aufgegeben und stattdessen eine Beteiligung am Gärtringer Schlachthof favorisiert. Dort gebe es künftig ausreichend Kapazitäten für die Bauern und Metzger, die bisher in Rottenburg schlachten.

Umbau in Gärtringen verzögert sich

Der Gärtringer Schlachthof soll zu einem Vorzeigebetrieb in Sachen Tierwohl und Nachhaltigkeit ausgebaut werden. Er war im September 2020 geschlossen worden, weil Tiere vor dem Schlachten gequält wurden. Der Umbau in Gärtringen verzögert sich allerdings. Offenbar ist das Landwirtschaftsministerium mit den Plänen zur Einhaltung von Tierwohl-Richtlinien noch nicht zufrieden.

Initiative bezweifelt Kostenschätzung für Sanierung

Die Debatte um den Rottenburger Schlachthof wird sehr emotional geführt. Die Initiative wirft der Stadtverwaltung immer wieder fehlende Transparenz vor. Die Stadt, so einer der Vorwürfe, suche gezielt Kritikpunkte gegen den Erhalt, um dem Gemeinderat Gründe für die Ablehnung eines Bürgerbegehrens zu liefern.

Die Stadt hatte ein Aulendorfer Architektenbüro schon 2020 mit der Kostenschätzung für eine Sanierung beauftragt. Das Büro bezifferte die Summe auf 5,6 Millionen Euro. Gemeinderat und Stadt war das zu teuer. Die Schlachthof Initiative geht dagegen davon aus, dass die Fortführung des Betriebes auch wesentlich kostengünstiger möglich wäre.

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