Bühnenprofi mit Herz

Schauspielerin Trudel Wulle gestorben

STAND
AUTOR/IN
Peter Binder

Sie war weit mehr als die Frau von Walter Schultheiß. Sie war die Grande Dame des Schwäbischen Schauspiels. Vergangene Woche ist Trudel Wulle im Alter von 96 Jahren verstorben.

Aufgewachsen ist Trudel Wulle in Heilbronn. In der Bombennacht von Heilbronn starben ihre beiden Eltern. Die Gedanken daran und auch schöne Erinnerungen an ihre Heimatstadt begleiteten Trudel Wulle bis ins hohe Alter.

Trudel Wulle und Walter Schultheiß in einem Sketch von Karl Napf, aufgenommen im Studio Tübingen.

Ihren letzten Kinoauftritt hatte sie mit knapp über 90 in der SWR-Coproduktion "Do goht dr Doig". Da spielte sie eine Computer- und Abhörexpertin. Obwohl sie von Computern nach eigener Aussage keine Ahnung hatte. Aber für die Vollblutschauspielerin war es kein Problem.

Trudel Wulle mit Kopfhörer bei den Dreharbeiten zu "Laible und Frisch Do gohtn dr Doig" (Foto: SWR, SWR Archiv)
Trudel Wulles letzte Kinorolle: Eine Abhörspezialistin in "Do goht dr Doig" 2017

Noch im Zweiten Weltkrieg half Trudel Wulle den Diakonissen in einer Kinderklinik in Kirchheim Teck, nach dem Krieg arbeitete sie am Reutlinger Kreiskrankenhaus mit Amputierten. Dann konnte sie sich wieder der Schauspielerei zuwenden. Bereits in Heilbronn hatte sie Schauspielunterricht gehabt. Als Kind hatte sie eine Hörspiel-Version des deutschen Dramas "Emilia Galotti" gehört, damit war ihre lebenslange Begeisterung für das Schauspiel geweckt.

Trudel Wulle im Jahre 1984 gemeinsam mit Walter Schultheiß in einer Fernsehszene. (Foto: SWR, SWR Archiv)
Im Fernsehen spielten die Eheleute Schultheiß nie ein Paar. Häufig übernahm Trudel Wulle die Rolle der Schwester.

Ihre Karriere begann am Volkstheater in Stuttgart, wo sie ihren späteren Mann Walter Schultheiß kennenlernte. Er war damals ein abgemagerter Kriegsheimkehrer, der mit den Folgen einer Schussverletzung zu kämpfen hatte. Beim gemeinsamen Spiel auf der Bühne vergaß er seine Schmerzen, erinnerte sie sich.

Dem SWR Studio Tübingen eng verbunden

1950 heirateten die beiden, am Geburtstag von Walter Schultheiß - damit er seinen Hochzeitstag nie vergessen konnte, scherzte er. Fünf Jahre später wurde ihr Sohn Götz geboren, Trudel Wulle zog sich erst einmal von der Bühne zurück. Aber für das Radio fand sie noch Zeit. Sie trat häufig und regelmäßig in schwäbischen Hörspielen und Sketchen aus dem SWR-Studio Tübingen auf.

Walter Schultheiß, Bärbel Schlegel und Trudel Wulle v.l.n.r. (Foto: SWR, -)
Bei der SWR4-Sommertour 2018 in Wildberg: Walter Schultheiß, SWR-Redakteurin Bärbel Schlegel und Trudel Wulle.

Dem Hörspiel blieb sie auch treu, als sie viele Fernseh-Auftritte hatte, etwa in "Köberle kommt", "Der Eugen", oder in vielen Stuttgarter Tatort-Folgen. Sie war Schauspielerin mit Leib und Seele, aber alles andere als eine Diva. Als SWR-Redakteurin Bärbel Schlegel dem bereits über 90-jährigen Ehepaar Schultheiß bei einer Außenveranstaltung vorschlug, doch unter ein Dach zu gehen, weil es regnen könnte, lehnte Trudel Wulle ab. Das wäre das falsche Signal an das Publikum, meinte sie, hochprofessionell und bescheiden.

Lebensabend im Familienkreis

In den vergangenen Jahren konnte sie sich ohne Rollator nicht mehr durch die Wohnung in Wildberg im Kreis Calw bewegen. Das Weltgeschehen verfolgte sie aber nach wie vor mit großen Interesse, und auch mit Sorge. Sie wollte wissen, wie die Erde sich entwickelt, auf der ihre kleinen Enkelkinder aufwachsen. Sohn Götz lebte mit Frau und Kindern bei den Eltern, so dass das Ehepaar Schultheiß zuhause rundum versorgt war.

Schauspielerin Trudel Wulle (Foto: SWR, Sabine Hackenberg)
Schauspielerin Trudel Wulle © SWR/Schwabenlandfilm/Sabine Hackenberg

Kurz vor ihrem 95. Geburtstag äußerte Trudel Wulle sich dankbar für das Zusammenleben mit ihrer Familie und für die kleinen Freuden des Lebens. Zeitungsberichten zufolge ist Trudel Wulle kurz vor ihrem Tod nach einem Sturz ins Krankenhaus gebracht worden. Am Mittwoch wurde sie im kleinen Kreis beigesetzt.

STAND
AUTOR/IN
Peter Binder