Die ältesten Bauteile in der Reutlinger Oberamteistraße reichen zurück in das 13. Jahrhundert und damit in die Gründungszeit der Stadt. Insgesamt lassen sich über zehn Bauphasen zurückverfolgen - so lässt sich an dem Ensemble ablesen, wie man in der ehemaligen Reichsstadt in unterschiedlichen Epochen gebaut und wie man gewohnt hat.

Beispielsweise wurden nach dem 30-jährigen Krieg weitere Wohnungen in den Gebäuden eingerichtet, denn Wohnraum schien knapp zu werden. Man habe diesen Wohnungen, heißt es bei der Stadt, den Sparzwang aber angemerkt. Sie wirkten provisorisch, teilweise sogar ärmlich.
Anne Schmidt war beim Vor-Ort-Termin in der Oberamteistraße Reutlingen mit Oberbürgermeister Thomas Keck:
Vor knapp 50 Jahren wurde eines der Gebäude abgerissen. Langfristig gerieten die anderen dadurch in Schieflage. An seiner Stelle soll nun ein gläserner Neubau entstehen, der nicht nur die verbliebenen Häuser stützt, sondern auch Besucher über sie aufklärt.

Wie das aussehen soll, können Besucher nun am Bauzaun in der Oberamteistraße erfahren. Der ist gespickt mit Infos, Daten, Zahlen und Fotos. Über fünf Jahre sind zwischen Planung und Baubeginn vergangen. Nachdem voriges Jahr zwei Erdbeben den mittelalterlichen Häusern zugesetzt hatten, zog die Stadt die aufwendige Sanierung vor.

Museumskonzept in Reutlingen einmalig
Für das Gesamtprojekt sind knapp 20 Millionen Euro veranschlagt, davon entfallen 5,5 Millionen auf den Neubau mit Glasschindel-Fassade. In dem Museum soll auch die Bau- und Bewohnergeschichte der Häuser gezeigt werden. Laut Stadt ist die Oberamteistrasse ein einzigartiges Museumskonzept, in dem die Häuser selbst Ausstellungsstücke sind. Der Neubau soll 2025 abgeschlossen sein. Die Sanierung der anderen Gebäude nimmt dann noch einmal mindestens drei Jahre in Anspruch.