Für Fürst spiegeln die Austrittszahlen die tiefe Krise wider, in der sich die Kirche nicht nur wegen des Missbrauchsskandals befindet. Die katholische Kirche bemühe sich um strukturelle Neuerungen und um die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.
2003 wurde eine unabhängige Kommission eingerichtet, die den Vorwürfen nachgeht. Letzten Endes werde aber auch die Kirche in Württemberg für die Versäumnisse und Fehler andernorts in Haftung genommen. Das könne man daran sehen, dass nach der Veröffentlichung der Missbrauchsgutachten in Köln und München 2021/2022 auch in der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Folgemonat die Austrittszahlen in die Höhe schnellten.
Drittgrößte Diözese Deutschlands
Insgesamt ist die Zahl der Austritte in der Diözese Rottenburg-Stuttgart seit dem Corona-Vorjahr 2019 um fast dreißig Prozent gestiegen. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat aktuell rund 1,7 Millionen Mitglieder. Damit ist sie die drittgrößte in Deutschland.
Erneuerung nötig
Bischof Fürst spricht davon, dass die Kirche erneuert werden müsse. Dazu gehöre unter anderem mehr Konzentration auf die Seelsorge für Einzelne, etwa durch ehrenamtliche Teams, oder eine bessere Vernetzung mit gesellschaftlichen Einrichtungen und Organisationen.