“Wir schaffen ein nie dagewesenes Angebot von Reutlingen in die Region mit dichten Taktzeiten. Umweltfreundlich, leise, schnell und barrierefrei.” Mit diesen Lobworten über das Regional-Stadtbahn-Projekt eröffnete Oberbürgermeister Thomas Keck den Abend, zu dem knapp 200 Bürgerinnen und Bürger gekommen waren. Das Angebot hat die Stadt seiner Ansicht nach auch bitter nötig, denn die aktuelle Verkehrssituation sei klimatisch nicht mehr tragbar. Etwa 60 Prozent des innerstädtischen Autoverkehrs seien Pendler. Die müsse man vom Auto wegbekommen.
Über die Schiene hinwegdenken
Das sieht die Reutlinger Baubürgermeisterin Angela Weiskopf genauso. Ziel des Projekts sei eine hohe Aufenthaltsqualität im Stadtgebiet. Dafür müsse man über die Schiene hinwegdenken und den ganzen Stadtraum betrachten. Das sei durchaus eine Herausforderung. Um die zu bewältigen, bräuchte man die Mitwirkung der Öffentlichkeit, so Weiskopf.
Genaue Streckenführung der Reutlinger Innenstadtbahn noch offen
Diskussionen wird es im Rahmen der Bürgerbeteiligung vor allem darüber geben, wo die Innenstadtstrecke überhaupt verlaufen soll. Drei mögliche Streckenführungen stehen zur Auswahl. Und auch in den Stadtteilen Betzingen und Ohmenhausen ist die Streckenführung noch offen. Die Bürgerbeteiligung in Reutlingen soll in den nächsten Wochen mit Ortsbegehungen und Workshops fortgesetzt werden.

Solidarische Finanzierung der Reutlinger Stadtbahn
Ein “historisches Solidaritätsprojekt” nannte Oberbürgermeister Thomas Keck die Regional-Stadtbahn außerdem. Tobias Bernecker, Geschäftsführer des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb pflichtete ihm bei: Denn an der Finanzierung der Reutlinger Innenstadtstrecke würden sich auch die Landkreise Tübingen, Reutlingen und der Zollernalbkreis beteiligen. So sehe es ein fest vereinbarter Finanzierungsschlüssel vor. Allerdings würden auch Bund und Land das Projekt finanziell stark fördern.
Miteinander ins Gespräch kommen
Zum Abschluss der Redebeiträge wurde das Positivbeispiel der Regional-Stadtbahn Heilbronn präsentiert. Dann waren die Bürgerinnen und Bürger dran: An zwölf Stationen konnten sie ihre Sorgen und Wünsche zur Reutlinger Regional-Stadtbahn auf Zettel schreiben und an Stellwände pinnen. Dadurch käme man gut miteinander ins Gespräch und könne sich über die eigene Meinung klarer werden, so eine Teilnehmerin. Sie sei vollkommen von dem Projekt überzeugt.
Zweifel am Projekt
Doch bei einigen Leuten gibt es auch Zweifel: Sie habe Sorge, dass es zu den Stoßzeiten zu voll im Zug werden könnte, erklärte eine junge Frau, die in Tübingen studiert. So sei es nämlich zurzeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Deswegen nehme sie lieber das Auto. Ein anderer Teilnehmer findet, das Problem liege beim Preis. Damit Menschen wirklich umsteigen, müsste der ÖPNV vor allem eins sein: günstig. Doch wenn die Naldo-Tarife auch für die Stadtbahn gelten würden, sei das nicht günstig genug. Deshalb würden viele seiner Freunde ebenfalls lieber das Auto nehmen.