Im nicht öffentlichen Kriminalmuseum an der Polizeihochschule in Böblingen werden original Asservate aus Kriminalfällen gezeigt. (Foto: SWR, Luisa Klink)

Nichts für schwache Nerven

Mordwerkzeuge und Totenschädel - das Kriminalmuseum in Böblingen zeigt Relikte von Verbrechen

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Luisa Klink
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Christoph Necker

Hauptkommissar Rolf Fauser aus Nehren hat in Böblingen ein Kriminalmuseum eingerichtet. Dort finden sich unter anderem Schädel, Fälschungen oder ein beschlagnahmtes Domina-Studio.

Das Kriminalmuseum in den Räumen der Polizeihochschule Böblingen gibt Einblicke in die Geschichte der Verbrechensbekämpfung. Es dokumentiert aber auch, wie sich die Verbrechen und vor allem die Kriminaltechnik entwickelt haben. Rolf Fauser, Erster Kriminalhauptkommissar beim Landeskriminalamt in Stuttgart, hat es eingerichtet. Er war Dozent für Kriminaltechnik in Böblingen und ist Kriminaltechniker aus Leidenschaft.

Ausstellungsstücke aus dem Kriminalmuseum Freiburg

Viele der Ausstellungsstücke hat Rolf Fauser aus dem Freiburger Kriminalmuseum gerettet, das 2014 aufgelöst wurde. Dort wurden Kriminalfälle dokumentiert, die für Baden-Württemberg bedeutend waren. Dazu gehört beispielsweise der Juwelendiebstahl auf der Burg Hohenzollern im Jahr 1953. Die Beweismittel von damals sind jetzt in Böblingen ausgestellt.

Das Kriminalmuseum in Böblingen hat die Ermittlungen dokumentiert.  (Foto: Katharina Thoms/DLF)
Die Werkzeuge, die der Dieb des Hohenzollernschatzes benutzte, sind heute im Kriminalmuseum in Böblingen ausgestellt.

Das Kriminalmuseum ist nichts für schwache Nerven - so wie auch der Beruf des Kriminaltechnikers. Man müsse hart gesotten sein, Leichen und grausame Tötungen sehen können, um die Arbeit als Kriminaltechniker machen zu können, erzählt Rolf Fauser. Das wird im Museum deutlich. Hier werden Beweismittel echter Verbrechen ausgestellt: die Haut von Leichen, Mordwerkzeuge, Fälschungen, grausame Bilder. Es gibt aber auch Kurioses und Skurriles zu sehen wie zum Beispiel einen alten Tresor mit der Widmung eines Einbrechers: "Prost Neujahr wünscht John Raffles, Meisterdieb 1909".

Im nicht öffentlichen Kriminalmuseum an der Polizeihochschule in Böblingen werden original Asservate aus Kriminalfällen gezeigt. In der Ausstellung ein Tresor, der vom Meisterdieb John Raffles an SilvesterNeujahr 19081909 geknackt und signiert wurde. (Foto: SWR, Luisa Klink)
Der alte Tresor mit den Neujahrswünschen des Einbrechers.

Schädel lagerten im Keller in Nehren

Das Kriminalmuseum dient in erster Linie der Ausbildung von Polizisten. Führungen für die Öffentlichkeit bietet Rolf Fauser nur nach Anmeldung. Die Ausstellungsstücke bedürfen einer Erklärung, meint er. Dazu gehört auch seine Schädelsammlung.

Im nicht öffentlichen Kriminalmuseum an der Polizeihochschule in Böblingen werden original Asservate aus Kriminalfällen gezeigt. Museumsbetreiber Rolf Fauser zeigt einen zertrümmerten Schädel samt Tatwaffe. (Foto: SWR, Luisa Klink)
Rolf Fauser zeigt seine Schädelsammlung im Kriminalmuseum.

Die hatte er, wie andere Sammlungen, die er zusammengetragen hatte, in einem Koffer im Keller seines Hauses in Nehren (Kreis Tübingen) deponiert. Bis seine Frau eines Tages auf den Koffer stieß. Völlig entsetzt stellte sie den Koffer vor die Haustüre. Der komme ihr nicht mehr ins Haus. Nicht das einzige Mal, dass wegen Fausers Leidenschaft für seinen Beruf der Haussegen schief hing. So kam es bei seiner Frau auch gar nicht gut an, als er am Küchentisch die Schädel von Mordopfern zusammensetzte. Mittlerweile ist das Kriminalmuseum in Böblingen zu seinem zweiten Wohnzimmer geworden, der häusliche Frieden damit gesichert.

Im nicht öffentlichen Kriminalmuseum an der Polizeihochschule in Böblingen werden original Asservate aus Kriminalfällen gezeigt. Darstellung eines Domina Studios mit verschiedenen "Werkzeugen" und "Spielzeugen" und Beispielfotos an den Wänden. Im Studio wurden schweizer Kunden erpresst. (Foto: SWR, Luisa Klink)
Das nachgebaute Dominastudio im Kriminalmuseum.

Domina-Studio für Ausbildung der Polizei

Im Böblinger Kriminalmuseum ist auch ein beschlagnahmtes Domina-Studio aufgebaut. Denn gelegentlich müssen Polizisten in solchen Etablissements ermitteln, weil dort Leute verletzt wurden oder gestorben sind. Und dazu benötigen sie besonderen Sachverstand, erklärt Rolf Fauser. Da gehe es etwa um die Frage, ob das Opfer über gesundheitliche Risiken informiert habe oder wie weit die Domina habe gehen dürfen.

Flugzeugabsturz vom Bodensee war sehr belastend

Eines der ergreifendsten Ausstellungsstücke im Kriminalmuseum in Böblingen ist eine Tonaufnahme. Sie dokumentiert, wie ein Fluglotse versucht, Kontakt zu einem Flugzeug aufzunehmen. Doch es kommt keine Antwort.

Die Aufnahme stammt von 2002. Das Flugzeug, das der Fluglotse erreichen wollte, war über Überlingen (Bodenseekreis) mit einem anderen Flugzeug zusammengestoßen. Rolf Fauser leitete damals die Ermittlungen. Es sei eine sehr belastende Arbeit gewesen, erzählt er. Es galt, Leichenteile zu sortieren und den 71 Opfern, darunter viele Kinder, zuzuordnen.

Rolf Fauser hat der Kontakt zu Leichen nie etwas ausgemacht. Als Kriminaltechniker hat er seine berufliche Erfüllung gefunden. Ein bissle verrückt müsse man schon sein für diesen Beruf, sagt er. Das gehöre einfach dazu. Aber ihm mache es Spaß, er mache es gern.

"Es war jeden Tag ein neues Abenteuer."

Mit selbstgebastelten Bomben experimentiert

Heute allerdings wäre seine Karriere wohl zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hat. Während seines Studiums hat Fauser nämlich Bomben gebastelt. In der Badewanne zuhause in Gomaringen (Kreis Tübingen) hat er sie getestet. Und einmal zündete er während einer Vorlesung einen der selbstgebauten Sprengkörper in einem Papierkorb. Der sei durch die Explosion wie eine Rakete an die Decke geknallt und dann wieder auf den Boden gekracht. Alle seien unter dem Tisch gelegen. Sein Glück: Damals ging es noch nicht so streng zu. Heute, sagt Rolf Fauser, würde man dafür entlassen.

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