Das Kriminalmuseum in den Räumen der Polizeihochschule Böblingen gibt Einblicke in die Geschichte der Verbrechensbekämpfung. Es dokumentiert aber auch, wie sich die Verbrechen und vor allem die Kriminaltechnik entwickelt haben. Rolf Fauser, Erster Kriminalhauptkommissar beim Landeskriminalamt in Stuttgart, hat es eingerichtet. Er war Dozent für Kriminaltechnik in Böblingen und ist Kriminaltechniker aus Leidenschaft.
Ausstellungsstücke aus dem Kriminalmuseum Freiburg
Viele der Ausstellungsstücke hat Rolf Fauser aus dem Freiburger Kriminalmuseum gerettet, das 2014 aufgelöst wurde. Dort wurden Kriminalfälle dokumentiert, die für Baden-Württemberg bedeutend waren. Dazu gehört beispielsweise der Juwelendiebstahl auf der Burg Hohenzollern im Jahr 1953. Die Beweismittel von damals sind jetzt in Böblingen ausgestellt.

Das Kriminalmuseum ist nichts für schwache Nerven - so wie auch der Beruf des Kriminaltechnikers. Man müsse hart gesotten sein, Leichen und grausame Tötungen sehen können, um die Arbeit als Kriminaltechniker machen zu können, erzählt Rolf Fauser. Das wird im Museum deutlich. Hier werden Beweismittel echter Verbrechen ausgestellt: die Haut von Leichen, Mordwerkzeuge, Fälschungen, grausame Bilder. Es gibt aber auch Kurioses und Skurriles zu sehen wie zum Beispiel einen alten Tresor mit der Widmung eines Einbrechers: "Prost Neujahr wünscht John Raffles, Meisterdieb 1909".

Schädel lagerten im Keller in Nehren
Das Kriminalmuseum dient in erster Linie der Ausbildung von Polizisten. Führungen für die Öffentlichkeit bietet Rolf Fauser nur nach Anmeldung. Die Ausstellungsstücke bedürfen einer Erklärung, meint er. Dazu gehört auch seine Schädelsammlung.

Die hatte er, wie andere Sammlungen, die er zusammengetragen hatte, in einem Koffer im Keller seines Hauses in Nehren (Kreis Tübingen) deponiert. Bis seine Frau eines Tages auf den Koffer stieß. Völlig entsetzt stellte sie den Koffer vor die Haustüre. Der komme ihr nicht mehr ins Haus. Nicht das einzige Mal, dass wegen Fausers Leidenschaft für seinen Beruf der Haussegen schief hing. So kam es bei seiner Frau auch gar nicht gut an, als er am Küchentisch die Schädel von Mordopfern zusammensetzte. Mittlerweile ist das Kriminalmuseum in Böblingen zu seinem zweiten Wohnzimmer geworden, der häusliche Frieden damit gesichert.

Domina-Studio für Ausbildung der Polizei
Im Böblinger Kriminalmuseum ist auch ein beschlagnahmtes Domina-Studio aufgebaut. Denn gelegentlich müssen Polizisten in solchen Etablissements ermitteln, weil dort Leute verletzt wurden oder gestorben sind. Und dazu benötigen sie besonderen Sachverstand, erklärt Rolf Fauser. Da gehe es etwa um die Frage, ob das Opfer über gesundheitliche Risiken informiert habe oder wie weit die Domina habe gehen dürfen.
Flugzeugabsturz vom Bodensee war sehr belastend
Eines der ergreifendsten Ausstellungsstücke im Kriminalmuseum in Böblingen ist eine Tonaufnahme. Sie dokumentiert, wie ein Fluglotse versucht, Kontakt zu einem Flugzeug aufzunehmen. Doch es kommt keine Antwort.
Die Aufnahme stammt von 2002. Das Flugzeug, das der Fluglotse erreichen wollte, war über Überlingen (Bodenseekreis) mit einem anderen Flugzeug zusammengestoßen. Rolf Fauser leitete damals die Ermittlungen. Es sei eine sehr belastende Arbeit gewesen, erzählt er. Es galt, Leichenteile zu sortieren und den 71 Opfern, darunter viele Kinder, zuzuordnen.
Rolf Fauser hat der Kontakt zu Leichen nie etwas ausgemacht. Als Kriminaltechniker hat er seine berufliche Erfüllung gefunden. Ein bissle verrückt müsse man schon sein für diesen Beruf, sagt er. Das gehöre einfach dazu. Aber ihm mache es Spaß, er mache es gern.
"Es war jeden Tag ein neues Abenteuer."
Mit selbstgebastelten Bomben experimentiert
Heute allerdings wäre seine Karriere wohl zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hat. Während seines Studiums hat Fauser nämlich Bomben gebastelt. In der Badewanne zuhause in Gomaringen (Kreis Tübingen) hat er sie getestet. Und einmal zündete er während einer Vorlesung einen der selbstgebauten Sprengkörper in einem Papierkorb. Der sei durch die Explosion wie eine Rakete an die Decke geknallt und dann wieder auf den Boden gekracht. Alle seien unter dem Tisch gelegen. Sein Glück: Damals ging es noch nicht so streng zu. Heute, sagt Rolf Fauser, würde man dafür entlassen.