Am Klinikum am Steinenberg in Reutlingen fehlen hunderte Parkplätze (Foto: SWR, Miriam Plappert)

An Reutlinger Klinik fehlen hunderte Parkplätze

Parken in Reutlingen: Neue Parkzonen sorgen für Unmut

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Miriam Plappert

Im Januar erweitert Reutlingen die Parkraumbewirtschaftung. Bisher kostenlose Parkplätze werden dann kostenpflichtig. Das hat auch Auswirkungen auf die Klinikmitarbeiter.

Im neuen Jahr wird das Parken in den Bereichen Lerchenbuckel, Pomologie und rund um das Klinikum am Steinenberg in Reutlingen kostenpflichtig. Anwohnerinnen und Anwohner brauchen einen Bewohnerparkausweis. Klinikangestellte können nicht mehr kostenlos in Kliniknähe parken.

Am Klinikum fehlen hunderte Parkplätze

Am Klinikum am Steinenberg fehlen schon jetzt rund 360 Parkplätze. Nach Klinikangaben sind die beiden Parkhäuser ausgelastet, die Wartelisten für eine Parkberechtigung lang. Wer Pech hat, muss als Mitarbeiter mehrere Monate auf eine Parkberechtigung warten.

Neue Parkraumbewirtschaftung verschärft das Problem

Die neue Parkraumbewirtschaftung der Stadt werde das Parkplatzproblem weiter verschärfen, sagt Sprecher Lukas Schult. Bisher konnten die Angestellten noch in den Wohnvierteln um das Klinikum kostenlose Parkplätze finden. Damit ist es im neuen Jahr vorbei. Schon seit Jahren fehlt es an Parkplätzen für Angestellte. Schuld sei auch die historische Lage der Klinik. Für heutige Verhältnisse sei der Platz zu klein. Der Bereich um das Klinikum ist dicht besiedelt, so dass dort keine neuen Parkplätze oder -häuser gebaut werden könnten. Langfristig will die Klinik einen neuen Standort suchen. Das werde aber noch Jahre dauern.

Die Busfahrpläne passen nicht zu den Schichtzeiten

Rund zwei Drittel der Klinikmitarbeiterinnen und -mitarbeiter fahren im Winter mit dem Auto zur Arbeit. Das hat eine Umfrage des Klinkums ergeben. Den Bus nehmen nur wenige, denn die Fahrzeiten passen nicht zu den Schichten. Wenn sie den Bus nimmt, müsse sie eine halbe Stunde früher los als mit dem Auto, berichtet eine Mitarbeiterin. Eine weitere, dass der Bus immer viel zu früh oder zu spät für ihre Schicht ankäme.

Die Stadt sieht die Klinik und den Kreis in der Verantwortung

Klinik-Sprecher Schult hofft, dass die Stadt die Busverbindung verbessert. Die Klinik könne das Problem nicht alleine lösen. Im Gespräch seien außerdem Park-and-ride-Parkplätze außerhalb der Stadt. Die Angestellten könnten dann mit Shuttle-Bussen zur Klinik gebracht werden.

Die Stadtverwaltung hingegen sieht vor allem die Klinik und das Landratsamt in der Verantwortung, das Parkproblem zu lösen. Man werde aber mit den Reutlinger Verkehrsbetrieben über mögliche Fahrplanänderungen sprechen, sagt Gerhard Lude, Abteilungsleiter für Verkehr.

Von 0 auf 120 Euro: Anwohner sind nicht begeistert

Für die Anwohner bedeutet die neue Parkraumbewirtschaftung, dass sie einen Bewohnerparkausweis für 120 Euro im Jahr beantragen müssen, wenn sie weiter an der Straße parken wollen. Erfreut sind die meisten davon nicht. Ein Mann, der gerade sein Auto freikratzt, winkt beim Thema Parken gleich ab: "Katastrophe". Eine Anwohnerin ärgert sich vor allem darüber, dass man trotz teurem Bewohnerparkplatz keine Garantie habe, dann auch einen Stellplatz zu finden und weiter auf Parkplatzsuche gehen muss.

Am Klinikum am Steinenberg in Reutlingen fehlen hunderte Parkplätze (Foto: SWR, Miriam Plappert)
Noch sind die Parkautomaten in den neuen Parkzonen außer Betrieb. Ab Januar muss man dann zahlen.

Teureres Bewohnerparken: Verwaltung zieht positive Bilanz

In der Reutlinger Alt- und Oststadt kostet das Bewohnerparken schon seit Frühjahr 2022 die 120 Euro im Jahr. Die Stadt zieht eine positive Bilanz: Rund 30 Prozent weniger Bewohnerparkausweise seien dadurch beantragt worden, sagt Verkehrsleiter Lude. Er vermutet, dass Leute, die vorher das günstige Bewohnerparken für 30 Euro im Jahr mitgenommen hätten, jetzt auf eigene Stellflächen ausgewichen seien.

In der Altstadt sei die Parksituation nach wie vor angespannt. Aber auch hier habe sich der Auto-Parkplatz-Schlüssel verbessert. Aktuell kämen rund 1,7 Autos auf einen Bewohnerparkplatz. Zuvor seien teils fast drei Autos auf einen Parkplatz gekommen. Das dürfte allerdings auch daran liegen, dass mehrere kleine Altstadtparkzonen zu einer großen zusammengelegt wurden, sagt Lude.

Kostenpflichtige Parkzonen könnten weiter ausgeweitet werden

Man wolle nun beobachten, wie sich die erweiterte Parkraumbewirtschaftung auf das Parkverhalten der Menschen auswirke. Möglicherweise würden die Leute nun auf noch kostenfreie Zonen ausweichen, sagt Lude. Dann müsse die Parkraumbewirtschaftung unter Umständen noch weiter ausgeweitet werden.

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