Ein neuer Studiengang an der Tübinger Universität beschäftigt sich mit unterschiedlichen Faktoren, die ganze Bevölkerungsgruppen krank machen oder davor bewahren können. Verhalten, Umwelt, Biologie, soziale Beziehungen, Geld, Kultur und Psychologie - das alles hat Einfluss auf die Gesundheit von Bevölkerungen. Davon geht der neue Studiengang "Population Based Medicine", also bevölkerungsbasierte Medizin aus. Es gilt, mit Daten von sehr vielen Menschen Muster zu erkennen, was viele Menschen krank oder gesund macht. So könnte man auch Pandemien vermeiden.
Wie wirkt sich Lockdown auf Infektionszahlen aus?
Es gibt zahlreiche Daten aus der Corona-Pandemie, die immer noch nicht ausgewertet sind, sagte der Tübinger Studiengangsleiter Norbert Schmitz dem SWR. So sei es zum Beispiel interessant, wie der Lockdown und Schulschließungen sich auf die Infektionszahlen ausgewirkt haben. Der Studiengang "Population-Based Medicine" will unter anderem diese Daten aufarbeiten und Lehren für die Zukunft ziehen.
"So viele Daten wurden erhoben, lokal gelagert und noch nicht zusammengefasst. Es ist wichtig, daraus zu lernen, es systematisch anzugehen."
Die Datenauswertung sei eine Form von Prävention, so Schmitz. Denn wenn man lernt, was geholfen hat, kann man Pandemien künftig möglicherweise besser eindämmen.
Die Pandemie befeuert Studiengänge zu Gesundheit
Bisher gibt es in Deutschland deutlich weniger Studiengänge für Bevölkerungssicherheit als im Ausland, so Schmitz. Die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie könnten das ändern. Der Tübinger Studiengang wurde zwar schon vor der Pandemie konzipiert, jetzt dürfte er für einige junge Menschen aber umso interessanter sein. Auch viele Studierende aus dem Ausland seien für den neuen Studiengang nach Tübingen gekommen, sagte Schmitz. Der Austausch über verschiedene Gesundheitssysteme in anderen Ländern sei für alle bereichernd. Das gemeinsame Ziel sei es, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
Nach dem Studium: Politiker beraten
Jährlich 20 Studierende sollen in Tübingen zu Experten für Bevölkerungsgesundheit ausgebildet werden. Wer den Studiengang abgeschlossen hat, soll dann beispielsweise auch Politiker beraten können.