Seit der Gründung im Jahr 1477 hatte die Tübinger Universität noch nie eine Frau an der Spitze. Neben Karla Pollmann standen noch zwei weitere Frauen zur Wahl. Die Findungskommission hatte im März von den insgesamt acht Bewerberinnen und Bewerbern bereits eine Vorauswahl getroffen. Wie die Eberhard-Karls-Universität mitteilte, ist es keine leichte Entscheidung gewesen. Aber mit Karla Pollmann sei eine gute Wahl getroffen worden, so Rektor Bernd Engler über seine Nachfolgerin in einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag. Sie habe ein starkes Mandat in beiden Wahlgremien erhalten. Zwei Wahlgänge hatte es für eine absolute Mehrheit gebraucht.
Wer ist Karla Pollmann?
Karla Pollmann ist Professorin für Klassische Philologie und Katholische Theologie. Zurzeit lehrt sie an der Universität Bristol in England. Dort ist sie Dekanin der Geisteswissenschaften. Als Präsidiumsmitglied dort ist sie nach eigenen Angaben für die strategische Entwicklung der Universität mitverantwortlich.
Die 58-Jährige ist in Tübingen geboren und hat hier mit ihrem Studium ihre wissenschaftliche Karriere begonnen. Mit der Entscheidung ist klar: Sie kehrt wieder zu ihren Wurzeln zurück. Ab Oktober übernimmt sie die Leitung der Universität und wird auf Bernd Engler folgen, der nach 16 Jahren als Rektor in den Ruhestand geht.
Wer stand noch zur Wahl?
Auch die beiden anderen Kandidatinnen hätten das Zeug zur Rektorin gehabt: Sowohl die Anglistik-Professorin Beatrix Busse aus Köln als auch Monique Scheer, Professorin für Empirische Kulturwissenschaft am Ludwig-Uhland-Institut in Tübingen, sind bereits leitungserfahren – als Prorektorinnen. Bei Monique Scheer hatten einige im Vorhinein mit einem Heimvorteil gerechnet.
Zwei Wahlgänge bis zur Entscheidung
Sowohl der Senat der Universität als auch der Universitätsrat wählten am Mittwoch. In beiden Gremien musste eine absolute Mehrheit erreicht werden. Bis zu drei Wahlgängen wären möglich gewesen. Zwei hat es gebraucht.
Im Universitätsrat sitzen elf wahlberechtigte Mitglieder: Vier sind Teil der Universität, also von intern, und sieben beraten die Universität als Externe. Zu ihnen gehört beispielsweise Bernhard Sibold, ein Manager bei einer Bank. Er ist der Vorsitzende des Universitätsrates. Dem 35-köpfigen Senat gehören Professorinnen und Professoren sowie Studierende, Promovierende und Beschäftigte der Uni Tübingen an.