Es war der Höhepunkt des Jubiläumswochenendes: Der große Festumzug, bei dem nur die alten traditionsreichen Zünfte mitlaufen durften. Bei strahlendem Sonnenschein haben Narren und Besucher am Sonntagnachmittag gleichermaßen für gute Stimmung gesorgt.
Narren von nah und fern
Zu Gast bei der Narrenzunft Rottenburg waren alle Zünfte der Landschaft Neckar-Alb, von Bad Cannstatt bis Wellendingen (Kreis Rottweil). Aber nicht nur die. Viele hatten sogar eine richtig weite Anreise.
Geltentrommler aus Waldshut, Blätzlebuebe aus Konstanz, Schrättele aus Bad Waldsee, Gole aus Riedlingen, Schantle aus Schwenningen und Bajass aus Waldkirch: Die Gastzünfte kamen unter anderem vom Hochrhein, vom Bodensee, aus Oberschwaben, von der Donau, der Baar und aus dem Schwarzwald.

33 Narrenzünfte und Musikgruppen beim Nachtumzug
Schon am Freitagabend ging es los mit einem Nachtumzug. Für den wurde sogar die Weihnachtsbeleuchtung an den Altstadthäusern wieder angemacht. "Damit wir ein kleines bisschen ein Lichtle haben, haben sich die Stadtwerke dazu entschlossen, die Weihnachtsbeleuchtung entlang der Umzugsstrecke anzuschalten", so Zunftmeister Andreas Kersting.

Ab 18.30 Uhr schlängelten sich dann fast 3.000 Hästräger durch die Altstadtgassen. Neben den Rottenburger Hauptfiguren, wie Ahland, Pompele und Bogges, waren auch Narren aus der Rottenburger Teilorten dabei. Zum Beispiel die Strobelshald Hexa aus Kiebingen und die Hopfa-Teufele aus Baisingen. Sie haben die Nacht zum Tag gemacht. Die vielen Zuschauer an der Strecke waren begeistert.

Am Samstag wurde dann das Landschaftstreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte eröffnet. Ahlandtanz und Brauchtumsvorführungen fanden auf dem Rottenburger Marktplatz, am Narrenbrunnen und am Ehinger Platz statt. Dort tanzten die Obernheimer Hexen.
Zu erleben waren unter anderem Zunftbräuche aus Weingarten, Sachsenheim, Stetten am kalten Markt und Schömberg.

Ursprung der Tradition in Vorderösterreich
Mit dabei waren alle Zünfte der Landschaft Neckar-Alb und Zünfte, deren Orte vorderösterreichische Vergangenheit haben. Der Hintergrund:
Die Repräsentatin der Rottenburger Fasnet, Gräfin Mechthild (1419-1482), war "von Gottes Gnaden Erzherzogin zu Österreich".
Der Ahland ist das Markenzeichen der Fasnet in Rottenburg
1925 wurde die Narrenzunft Rottenburg gegründet. 1929 wurde sie Mitglied in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Hauptfigur der Rottenburger Fasnet ist der Ahland. Er zählt zu den Weißnarren und trägt Schaffellhaube und Gschell.

Der Ursprung des Ahlands: Die Maske des "Junker Valand", wie der Teufel im Mittelalter hieß, ist einem Sandsteinrelief an der Fassade eines Rottenburger Hauses nachempfunden. 1927 ist er zum ersten Mal als "Rottenburger Originalmaske" gelaufen. Zwei Jahre später gab es das erste Bild mit drei Ahlanden.

Der erste bildliche Beleg der 'Rottenburger Originalmaske' stammt von 1929. Da es zu dieser Zeit nur eine Maske gab, mussten sich die beiden anderen Narren mit einer Papierlarve behelfen. Anstatt des weißen Schaffells wurde eine Larvenhaube aus Stoff befestigt.
Ahland, Pompele, Stadthexen, Bogges und eine Gräfin
Die Rottenburger Fasnet hat noch weitere besondere Figuren: Die Stadthexen sind in Rottenburg auf neun Hexen mit ihren Beihexen begrenzt. Am Schmotzigen Dauschteg werden sie nach ihrem Hexentanz auf dem Marktplatz von den Ahlanden vertrieben. Das Pompele mit brauner Lammfellhaube kam als gutmütiger Klopfgeist in den 1970-er Jahren in die Fasnet.
Zum Historischen Teil der Gräfin Mechthild mit ihrem Hofnarren Halberdrein und großem Gefolge gesellen sich die Laufnarren. Bogges sind echte Possenreißer und Spaßmacher mit aufwändig geschminktem Gesicht.
