Rund ein Viertel weniger Besucher als vor der Pandemie kommen derzeit zu den Ausstellungen in der Tübinger Kunsthalle. So die Schätzung der Direktorin der Kunsthalle, Nicole Fritz. Die Menschen seien vorsichtiger geworden und vermeiden Gedränge, sagte sie dem SWR.
Die gleiche Erfahrung hat die Kulturamtsleiterin von Reutlingen, Anke Bächtiger, gemacht: Zur Ausstellung der besten Naturfotografien des Jahres, die derzeit im Reutlinger Naturkundemuseum läuft, kamen bis zum Jahreswechsel etwa 12.000 Menschen. Vor der Pandemie waren es bis zu 20.000. Man sei aber trotzdem zufrieden.
Kleinere Museen dagegen wieder auf Vor-Corona-Niveau
Kleinere Häuser wie etwa das Trachten- und Mühlenmuseum in Pfullingen (Kreis Reutlingen) oder das Maschenmuseum und das Kunstmuseum in Albstadt (Zollernalbkreis) verzeichnen dagegen wieder Besucherzahlen wie vor Corona. Allerdings hatten diese Museen schon immer einen Bruchteil der Besucher, die in die Museen von Tübingen und Reutlingen strömen.
Museen setzen auf neue Formate
Um die Besucherzahlen zu steigern setzen die Museen teils auf neue Formate: Der neue Chef des Kunstmuseums Albstadt etwa hat sich vorgenommen, deutlich mehr Menschen für seine Ausstellungen zu begeistern als in den vergangenen Jahrzehnten. Kai Hohenfeld ist seit einem Jahr im Amt und hat inzwischen unter anderem einen "Prosecco-Sonntag" etabliert. Dabei werden einzelne Werke einer aktuellen Ausstellung im Foyer auf Staffeleien präsentiert. Ähnlich wie bei einer Vernissage können sich die Besucher bei einem Gläschen zur Kunst austauschen und erhalten Informationen von Fachleuten. Ab dem Frühjahr wird es außerdem eine neue Stelle geben, die für alle Albstädter Museen Kooperationen mit Schulen und Kindergärten anstoßen soll. So will man tausende Besucher in die Museen lenken.
Längere Öffnungszeiten im Kunstmuseum Reutlingen
Im Kunstmuseum Reutlingen hofft man, dass längere Öffnungszeiten mehr Besucher bringen. Außerdem will Kulturamtsleiterin Bächtiger einen Newsletter anstoßen, in dem aktuelle Veranstaltungen in den Museen beworben werden. Etwa Konzerte im Museum, Vorträge oder Workshops. Der Newsletter soll auch über die sozialen Medien verbreitet werden.
Kunsthalle Tübingen unter Druck
Genau wie das Reutlinger Kunstmuseum hat auch die Kunsthalle Tübingen längst erkannt, dass sich die Besucher mehr Austausch über die Kunst wünschen. Teilweise gibt es dafür auch schon Angebote. Die Kunsthalle macht sich gerade Gedanken darüber, wie man diese ausbauen könnte. Doch das wird wohl schwierig. Die Kunsthalle sei unter Finanzdruck, so Nicole Fritz. Weniger Besucher und gleichzeitig gestiegene Kosten fürs Personal oder auch den Transport von Bildern bringen die Kunsthalle als private Stiftung finanziell unter Druck. Bislang gebe es keinen Ausgleich für die gestiegenen Kosten, sagt Nicole Fritz.