Das Tübinger Corona-Modellprojekt "Öffnen mit Sicherheit" darf trotz steigender Infektionszahlen vorerst weitergehen - jedoch nur mit weiteren Anpassungen. Darauf haben sich das Gesundheitsministerium, das Landesgesundheitsamt sowie die Stadt Tübingen und das örtliche Gesundheitsamt bei einem Gespräch am Dienstag geeinigt, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart mitteilte.
Nach Gesprächen zwischen Stadt und Land wird die Außengastronomie ab sofort geschlossen. Außerdem wird es - wie schon seit Ostern - keine Tagestickets mehr für Menschen geben, die nicht aus dem Landkreis Tübingen kommen oder in der Stadt arbeiten. Der Einzelhandel bleibt geöffnet, ebenso wie Theater und Kinos. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) teilte zu der Entscheidung mit, man werde mehr testen und mehr kontrollieren, damit der Einzelhandel und die Kultur in Tübingen weiterhin geöffnet bleiben könne, ohne dass die Stadt überfüllt sei.
Verpflichtende Schnelltests für Kinder
Für Kitas und die Notbetreuung an Schulen in Tübingen wird zudem ein wöchentlicher Schnelltest für Kinder verpflichtend. Für alle Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitenden gilt ab kommenden Montag eine Testpflicht. Die Mitarbeiter der Betriebe müssen künftig zweimal wöchentlich einen Schnelltest machen. Die Tests können demnach bei der Stadt erworben werden. Zudem wird die Zone für das Alkoholverbot ausgeweitet. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Tübingen war zuletzt stark gestiegen und betrug am Dienstag nach Angaben des Gesundheitsministeriums 73,2 und im Landkreis 99,3. Am Vortag hatten die Werte noch bei 82,0 in Tübingen und bei 108,9 im Kreis gelegen. Allerdings sind die Zahlen nur bedingt aussagekräftig, weil an den Osterfeiertagen weniger Tests durchgeführt und gemeldet wurden.
Wenn sich der Anstieg der Fallzahlen in Tübingen trotz der nun vorgesehenen Maßnahmen wieder fortsetze und das Infektionsgeschehen zu- statt abnehmen sollte, müsse weiter gegengesteuert oder im Zweifel doch eine Unterbrechung des Projekts erfolgen, sagte Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) im Anschluss an das Gespräch. Man werde das Projekt weiter eng begleiten und die Stadt unterstützen.
"Klar ist aber auch weiterhin, dass das Modellprojekt derzeit gefährdet ist."
Seit Mitte März läuft der Versuch mit geöffneten Läden und Straßencafés, die man besuchen darf, wenn man negativ auf Corona getestet wurde. Inzwischen sind neun Teststationen in Tübingen in Betrieb - ein Angebot, das in den vergangenen Woche viele Touristen angenommen haben. Zu viele, finden Kritiker und auch die Tübinger Pandemie-Beauftragte Lisa Federle. Die Inzidenzzahlen stiegen. Deshalb wird das Projekt jetzt sozusagen aktualisiert, um ein vorzeitiges Ende zu verhindern.