Projekt der Arbeiterwohlfahrt

Kostenlos und anonym: Wohnungslose bekommen medizinische Hilfe in Reutlingen

Stand

Von Autor/in Lisamarie Haas

Sie haben ein offenes Ohr für Menschen, die sonst nicht zum Arzt können: Das Medmobil hatte seinen ersten Einsatz in Reutlingen. Wohnungslose können sich dort kostenlos versorgen lassen.

Ein ausgemusterter Rettungswagen wird in Reutlingen zur mobilen Arztpraxis für Wohnungslose. Jetzt war das Projekt der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Reutlingen zum ersten Mal im Einsatz. An der Nikolaikirche in Reutlingen hat es am Dienstag Station gemacht.

Ein Rettungswagen steht in der Fußgängerzone in Reutlingen. Im Inneren befindet sich eine kleine mobile Arztpraxis.
Verbandmaterial, Medizin und ein offenes Ohr: Das Medmobil ist für kleinere Untersuchungen ausgelegt.

Herzensprojekt im Ruhestand

"Ich freue mich richtig, dass das Projekt, an dem wir lange geplant haben, jetzt endlich Realität wird", erzählt Kurt Gugel stolz. Zusammen mit Wilfried Müller hat er das Projekt initiiert. Die beiden haben viel Berufserfahrung: Gugel ist ehemaliger niedergelassener Arzt aus Reutlingen, Müller war Rettungsdienstleiter des DRK.

Gemeinsam wollen sie ein niederschwelliges medizinisches Angebot für Menschen anbieten, die sonst keinen Zugang zum Gesundheitssystem haben. "Es soll vor allem eine Anlaufstelle sein", sagt Kurt Gugel. Für ihn ist es ein Herzensprojekt im Ruhestand.

Ein Rettungswagen steht in der Fußgängerzone in Reutlingen.
Zum ersten Mal ist das Medmobil in Reutlingen an der Nikolaikirche im Einsatz.

Offenes Ohr für Menschen, die sonst nicht zum Arzt können

Da das Medmobil auf Rädern unterwegs ist, kann es immer dort aufgestellt werden, wo sich die Zielgruppe aufhält. Beim ersten Einsatzort an der Nikolaikirche in Reutlingen gab es einige Menschen, die sich das Medmobil zuerst einmal aus der Ferne angeschaut haben. "Es wird beschnuppert", so Gugel. Einige interessierte Passanten schauten sich das Medmobil genauer an. Ein Patient nutzte das Angebot am ersten Tag - er ließ sich den Blutdruck messen.

Es wird von allen Seiten gesagt, dass Bedarf da ist. Ich glaube auch, dass ein Bedarf da ist. Aber man muss sich vielleicht erst dran gewöhnen und sich trauen: 'Da kann man hin.'

Früher oder später werde das Medmobil besser frequentiert, so Gugel. Das werde vermutlich auch durch positive Mundpropaganda besser. Gugel und Müller wollen außerdem auch andere Standplätze ausprobieren. Mitten in der Stadt gebe es eventuell doch zu viel Publikumsverkehr und zu wenig Anonymität.

Die beiden Männer können nicht alle Blessuren und Krankheiten behandeln. Verbandswechsel seien möglich, ein paar Medikamente haben sie auch mit dabei. Vor allem aber wollen Gugel und Müller ein offenes Ohr für die Menschen haben, die sonst nicht zum Arzt gehen könnten.

Medmobil soll auch im ganzen Landkreis unterwegs sein

Eva Sutter von der AWO kennt die Klienten. Sie hat einigen Bescheid gesagt, dass das Medmobil von nun an unterwegs sein wird. Für sie ist klar, bei vielen potenziellen Patienten ist erstmal eine Scheu da. "Manche brauchen bestimmt ein paar Termine, bis sie sich zum ersten Mal näher herantrauen", sagt sie.

Für die Menschen, die das Medmobil nutzen, ist das Angebot anonym und kostenlos. Aktuell wird es aus Spenden und Stiftungsmitteln finanziert. Die nächsten Termine sind am 31. März an der Obdachlosenunterkunft in der Rommelsbacherstraße, am 9. April bei der AWO in der Glaserstraße. Nach und nach sollen immer mehr Termine dazukommen, auch im ganzen Landkreis Reutlingen.

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