
Den Landwirten in Baden-Württemberg steht das Wasser bis zum Hals. Vor allem denen, die Ferkel züchten. Sie leiden enorm unter dem Preisdruck auf dem Fleischmarkt. Corona hat ihnen Einbußen beschert und jetzt sorgen die Folgen des Ukraine-Kriegs für massive Probleme, denn das Futter ist viel teurer und auch die Energie. Das, was die Familienbetriebe für ihre harte Arbeit bekommen, ist schon lange nicht mehr kostendeckend, sagen sie. Immer mehr schmeißen deshalb hin oder planen das für die nahe Zukunft.
So stellt der Landesbauernverband die Situation der Schweinebauern im Land dar. Er hält sie für nicht mehr tragbar. Auf dem Betrieb von Familie Käppeler in Bingen (Kreis Sigmaringen) hat der Verband deshalb einen Brandbrief an die Politik übergeben. Martin Hahn (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, und Klaus Burger, CDU-Agrarsprecher im Landtag, haben ihn entgegengenommen.

Landwirte fordern Stillstand bei Fristen und bessere Kennzeichnung
Der Landesbauernverband fordert von der Politik eine Art Stillstand, mehr Zeit für die Landwirte um Gesetzesauflagen umzusetzen. Das Landwirtschaftsministerium in Berlin plant nämlich, die Haltung für die Tiere zu verbessern. Zum Beispiel neue Ställe und mehr Platz. Die Tierhaltung soll künftig über ein verpflichtendes Label gekennzeichnet sein. Darauf lässt sich dann zum Beispiel ablesen, ob die Tiere im Stall gehalten wurden und ob und wie viel Freilauf sie hatten. Julia Klöckner (CDU), wollte ein solches Logo noch auf freiwilliger Basis einführen. Aber es fand im Bundestag keine Mehrheit. Vom Bauernverband heißt es, das Tierwohl sei den Schweinebauern sehr wichtig. Allerdings müsse zuerst das Geld da sein, um Auflagen umzusetzen. Beim aktuell niedrigen Preis, den die Landwirte für ihre Tiere bekommen, sei das kaum möglich. Die Politik solle sich zur Schweinehaltung bekennen, die heimische Produktion stärken und den Zugang zu Fördermitteln erleichtern. Ganz wichtig ist den Landwirten eine verbindliche Herkunftskennzeichnung. Kunden beim Metzger oder im Supermarkt sollen so sehen, wo das Tier, das sie essen, gezüchtet, gemästet und geschlachtet wurde.
Schweinezüchter aus Bingen wünscht sich mehr Wertschätzung
Jonas Käppeler, der in Bingen (Kreis Sigmaringen) mit seiner Familie Ferkel züchtet, wünscht sich mehr Wertschätzung für das Produkt, also das regional produzierte Fleisch, und für seinen Beruf. Außerdem fordert er, wie viele seiner Berufskollegen, mehr Planungssicherheit von der Politik. Wenn man einen Schweinestall baue für viel Geld, dann laufe die Finanzierung über 20 oder 30 Jahre. Dann müsse die Politik eine langfristige Haltung auch sicherstellen.