Landkreise entwickeln Hilfsprogramm

Sporthalle in Tübingen wird Unterkunft für Flüchtlinge aus Ukraine

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Die Landkreise in der Region bereiten sich auf ukrainische Flüchtlinge vor. In Tübingen wird deshalb eine Sporthalle zur Unterkunft umgebaut. Viele Menschen wollen helfen.

Landrat Joachim Walter hat in diesen Tagen jede Menge zu tun. Er koordiniert, telefoniert und bespricht sich mit Mitarbeitern, Ämtern, Einrichtungen und Institutionen. Es geht um die zu erwartende große Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine. Einige sind schon da und es werden täglich mehr. Nun sind rund hundert Menschen in Rottenburg angekommen.

Rund hundert Geflüchtete kommen in Hotel unter

Die Stadt Rottenburg hat sich bereiterklärt, Geflüchtete aufzunehmen, die in Cottbus gelandet sind. Cottbus ist nahe der polnischen Grenze, wo bereits tausende Ukrainer sind. Die rund hundert Menschen kommen im Rottenburger Hotel "Convita" unter, das nicht mehr in Betrieb ist. Der Landkreis hat es angemietet. Landrat Walter erklärte, dass jetzt vor allem schnell viel Platz für Geflüchtete benötigt werde. Da könne man nicht warten, bis leer stehende Wohnungen von Privatleuten renoviert sind.

Deshalb habe man sich dazu entschlossen, die Tübinger Kreissporthalle wieder zur Unterkunft umzubauen. Die Halle war schon einmal Unterkunft: 2015 für Geflüchtete während des Syrien-Kriegs. Schulen und Vereine seien davon betroffen, bedauerte Walter im Gespräch mit dem SWR. Aber er versprach: Sobald die Menschen eine passende Bleibe gefunden haben, werde die Halle wieder geräumt. Die Leute hätten dort nicht viel Privatsphäre. Derzeit baut ein Messebauer Trennwände auf und verlegt die Böden. Rund 280 Menschen könnten dort untergebracht werden.

Arztmobil steht als Praxis für Geflüchtete bereit

Auch die Tübinger Notärztin Lisa Federle ist in den Startlöchern. Sie wird ihr Arztmobil vom Tübinger Marktplatz abziehen und vor die Halle stellen. Die wichtigsten Medikamente seien schon an Bord, so Federle. Es wird Sprechstunden für die Geflüchteten geben. Das Fahrzeug werde aber auch für Einsätze an anderen Unterkünften gebraucht. Auch Dolmetscher wurden bereits kontaktiert.

Viele Menschen rufen zurzeit beim Landratsamt oder in den Rathäusern an, weil sie helfen wollen. Walter rät von Sachspenden ab, denn es sei noch nicht klar, was benötigt werde. Geld könne man über Hilfsorganisationen spenden. Wer eine Wohnung zur Verfügung stellen möchte, kann sich an die entsprechende Gemeindeverwaltung wenden. Es werde dann geprüft, ob sich die Unterkünfte eignen, so Walter.

Ukrainerin aus Hirrlingen hat Geflüchtete bei sich aufgenommen

Die gebürtige Ukrainerin Larysa Münsinger aus Hirrlingen (Kreis Tübingen) hat zwei geflüchtete Frauen bereits aufgenommen und erwartet noch eine weitere Ukrainerin. Die 53-Jährige hat einige Fragen. Zum Beispiel: Gibt es für sie und die Frauen finanzielle Unterstützung? Bis wann und wo müssen die Ukrainerinnen angemeldet werden? Auf Antworten muss man da eine Weile warten. Nach SWR-Informationen sind wegen Corona-Fällen einige Verwaltungen derzeit nur dünn besetzt.

Reutlingen will Beratung ausweiten

Um die Anfragen besser zu bearbeiten, bietet Rottenburg eine Beratung an. Auch die Stadt Reutlingen hat konkrete Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner benannt, die man direkt anrufen kann. An die kann man sich wenden, wenn man helfen will oder wenn man als Flüchtling Fragen hat. Die Ausländerbehörde berät über rechtliche Fragen. Weil die Telefone nicht mehr stillstehen, denkt die Stadt Reutlingen darüber nach, ihre Sprechzeiten auszuweiten.

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SWR