Die Entscheidung ist laut Meßstettens Bürgermeister Schroft noch nicht endgültig gefallen. Die Pläne sind aber konkret: Am Montag habe es in Meßstetten ein Gespräch unter anderem mit Staatssekretär Siegfried Lorek (CDU) gegeben, der im Land für das Thema Migration zuständig ist. In den kommenden Tagen und Wochen soll weiter verhandelt werden mit Behörden und der Landesregierung.

Ministerin für Migration Gentges will zeitnah informieren
Die zuständige Ministerin für Justiz und Migration Marion Gentges (CDU) bestätigte die Gespräche mit Meßstetten. Aufgrund der deutlich angestiegenen Zugangszahlen und der aktuell sehr dynamischen Lage in Belarus werde derzeit die Verfügbarkeit möglicher weiterer Liegenschaften im gesamten Land geprüft. Dazu gehöre auch die ehemalige Landeserstaufnahmeeinrichtung Meßstetten. Wenn konkretere Ergebnisse vorliegen, werde man darüber zeitnah informieren, so Ministerin Gentges weiter.
Meßstetten hat andere Pläne als wieder Flüchtlinge unterzubringen
Im Zollernalbkreis ist man nicht begeistert über die Pläne des Landes. Zwischen 2014 und Ende 2017 waren in Meßstetten insgesamt 28.000 Flüchtlinge untergebracht. Der ganze Ort war im Ausnahmezustand. Mit riesigem Einsatz, auch von vielen Ehrenamtlichen, hat man die Herausforderung damals gemeistert. Als die Landeserstaufnahmeeinrichtung geschlossen wurde, hat man überlegt, wie die Gebäude weiterhin sinnvoll genutzt werden können.
Mehrere Pläne sind gescheitert – beispielsweise die für ein Großgefängnis oder eine Polizeischule in Meßstetten. Der Landkreis baut zurzeit ein Gebäude vor den Toren der einstigen Kaserne um, zuletzt war das Impfzentrum des Zollernalbkreises auf dem Gelände untergebracht.
Stadt und Zweckverband lehnen Pläne ab
Vor allem aber soll auf einem Teil des ehemaligen Bundeswehrgeländes ein interkommunaler Industrie- und Gewerbepark entstehen. Die Planungskosten sind laut Frank Schroft bereits siebenstellig. Es gibt Anfragen von Unternehmen. Sowohl die Stadt Meßstetten als auch der Zweckverband Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb (IIGP) lehnen die Pläne deshalb ab, dass auf dem Gelände wieder Geflüchtete unterkommen sollen.
Landrat fordert vom Land Einhaltung der Absprachen
Auch der Landrat des Zollernalbkreises, Günther-Martin Pauli, hat sich gegen die Reaktivierung der Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten ausgesprochen. 2014 habe man bereits schriftlich vereinbart, dass die LEA nur eine zeitweise Übergangslösung sei. Der Landrat hält die abgeschiedene ehemalige Zollernalb-Kaserne neben einem Truppenübungs- und Sprengplatz für ungeeignet für die Unterbringung von geflüchteten Menschen aus Kriegsgebieten. Man erwarte vom Land, "dass es seiner Verpflichtung nachkommt und die Stadt Meßstetten bei ihren Bemühungen um eine Nachfolgenutzung des Geländes unterstützt und nicht stört".
"2014 mussten wir beim Land schnelle Nothilfe leisten. Unsere Hilfsbereitschaft und Gutmütigkeit darf nicht überstrapaziert werden".
IHK sieht Zukunftsbranchen auf dem Gelände
Die Industrie- und Handelskammer Reutlingen fordert vom Land ebenfalls, die Pläne zu überdenken. Die Entwicklung des ehemaligen Kasernengeländes zu einem Industriegebiet sei ein Projekt von höchster regionaler Wichtigkeit und reiche in seiner Bedeutung weit über die Grenzen von Stadt und Landkreis hinaus, erklärte Thomas Lindner, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums im Zollernalbkreis am Mittwoch. Aus Sicht der IHK eignet sich das Gebiet in Meßstetten für die Ansiedlung von Zukunftsbranchen wie Medizintechnik, Maschinenbau, IT und künstliche Intelligenz. "Meßstetten und seine Bevölkerung, die Polizei, die Firmen und die vielen Ehrenamtlichen haben einen großen Beitrag geleistet, Geflüchtete menschenwürdig zu versorgen und unterzubringen. Jetzt hat die Stadt neue Perspektiven für das Gelände, und diese Chancen dürfen wir nicht vergeben. Wir hoffen auf die Solidarität innerhalb des Landes", so Lindner.