Der unverwechselbare Geruch von Kümmel liegt in der Luft. Rotmilane kreisen über dem Mähdräscher, der übers Feld dröhnt. Im Sturzflug schnappen sich die Greifvögel Heuschrecken, die hinter der schweren Maschine auf der kahlen Wiese zurückbleiben. Es ist Kümmelernte. Und das auf der Schwäbischen Alb.
Kümmelkulturen findet man hier nämlich eigentlich eher nicht. Zu kompliziert und anspruchsvoll sei der Anbau, sagt Thilo Tschersich vom Landratsamt Reutlingen. Die Pflanze braucht viel Feuchtigkeit und ist erst nach zwei Jahren reif. Bei der eher trockenen Alberde sei das nicht ideal. Biolandwirt Wilfried Holder lässt sich davon aber nicht abhalten.
Seit einigen Jahren baut Holder die weißen Doldenblütler auf seinen Feldern an. Als Biolandwirt habe er noch eine weitere Kultur für die Fruchtfolge gebraucht. Da sei ihm die Idee mit dem Kümmel gekommen, sagt Holder. Ein Vorteil der Gewürz-Pflanze sei, dass sie den Boden schön auflockert. Die Trockenheit mache ihm bisher keine Probleme. Die Wurzeln gingen tief genug, um an ausreichend Wasser zu kommen. Und Abnehmer in der Region hat er auch schnell gefunden. Aus einem Teil der Ernte wird Kümmelschnaps, einige Kümmelsamen werden gemahlen als Gewürz verkauft und weitere landen auf schwäbischen Backwaren.
So auch im Bäckereibetrieb Beckabeck. Heiner Beck hat seine Backstube nur wenige hundert Meter von Holders Feldern entfernt und ist einer der Hauptabnehmer. Mit dem Kümmel verfeinert er Seelen, Kimmicher, Bierstangen, Zwiebelkuchen und weitere schwäbische Spezialitäten.
Der Bäckereibetreiber unterstützt weitere Landwirte in der Region und verwendet ihre Erzeugnisse für seine Backwaren. Mohn, Buchweizen, Leinsamen, Kümmel, Einkorn und Koriander lässt er im Umfeld seiner Backstube anbauen. Er probiere immer mal etwas Neues aus, sagt er.
Die Kümmelernte hat Beck jedenfalls schon mit Zwiebelkuchen eingeweiht. Das sei bei ihm Tradition.