Das Stadtmuseum in Tübingen bittet derzeit darum, Fotografien, Postkarten und Gegenstände aus den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten zu bringen. Sie sollen in einer Dauerausstellung Platz finden, wenn die Besitzer das möglich machen können. Denn bis zum Ende des Ersten Weltkrieges hatte auch Deutschland Kolonien, zum Beispiel in Afrika. In der Hochzeit des Imperialismus ging es um neue Rohstoffquellen und machtpolitischen Nutzen bei gleichzeitiger Unterdrückung und Ausbeutung der Menschen. Auch Bürger aus Tübingen waren in den besetzten Gebieten im Einsatz und brachten Erinnerungsstücke mit.

Urgroßvater unterrichtete in Afrika
So wurde auch Samuel Walter 1895 von der Reichsregierung nach Togo geschickt um zu unterrichten. Sein Ur-Enkel Helmut Walter zeigte Fotos, Schriftstücke und zwei Mitbringsel des Urgroßvaters den Mitarbeiterinnen des Stadtmuseums, die das Material sortieren: ein kleiner Dolch mit einer Umrandung aus einem Tier und ein Fetischpinsel mit kleinen Muscheln und Leder.
"Zu Hause habe ich noch ein Beil und ein Schwert in einer Scheide."
Trophäen des Kolonialismus auf Fotos mit Familienmitgliedern
Evamarie Blattner, die stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums, hat eine weitere Spielart von Kolonialismus im Depot: ein Foto eines Fotografen aus Tübingen, entstanden vor über hundert Jahren. Darauf sind ein Tipi-Zelt, Stoßzähne und ein Löwenkopf zu sehen. In dieser "Dekoration" sind Kinder platziert. Was damals sicherlich als originell galt, löst beim heutigen Betrachter ein Unwohlsein aus.