Fünf Fläschchen mit Impfstoff von Moderna stehen in einer Reihe. In zwie der Fläschen stecken Spritzen. Weitere Spritzen sind im Vodergrund und Hintergrund zu sehen. (Foto: IMAGO, IMAGO / Lobeca)

Gespräche mit Geschäftsleitung

Corona-Impfpflicht: 300 Tübinger Beschäftigte der Uniklinik wehren sich

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Sie sind nicht mehr von der Impfung überzeugt und wehren sich gegen die Impfpflicht für Fachpersonal. Die rund 300 Beschäftigten der Tübinger Uniklinik wollen eine Lösung.

Zahlreiche Mitarbeiter der Uniklinik in Tübingen haben sich in einem Brief an Klinikvorstand und Personalrat gegen eine berufsbezogene Impfpflicht ausgesprochen. Sie wollen sich nicht impfen oder boostern lassen. Sie stammen aus allen Bereichen des Uniklinikums: Grob die Hälfte ist medizinisches Personal wie Ärzte und Pflegekräfte, der andere Teil kommt aus allen anderen Berufsgruppen des Klinikums – viele davon ohne jeglichen Kontakt zu Patienten, andere im Homeoffice, also auch ohne Ansteckungsgefahr von Kollegen. Das sagte einer der Briefunterzeichner dem SWR.

Unter anderem sind sie wegen Impfdurchbrüchen und Mutationen nicht mehr vom Schutz der Impfung überzeugt. Außerdem fühlen sie sich diskriminiert und unter Druck gesetzt. Insgesamt arbeiten an der Universitätsklinik etwa 11.000 Menschen. Rund zehn Prozent davon haben bislang nicht die geforderte Immunisierung.

Klinikleitung hofft auf Tot-Impfstoff

Der Klinikvorstand verweist auf die gesetzliche Vorgabe, dass nämlich die Immunisierungsnachweise dem Gesundheitsamt bis zum 15. März vorliegen müssen. Da habe man wenig Spielraum und müsse Ungeimpfte dem Gesundheitsamt melden. Das entscheide dann in eigenem Ermessen über das weitere Vorgehen, sagte Klinikchef Michael Bamberg dem SWR. Eine Folge sei beispielsweise ein Tätigkeitsverbot. Bamberg hofft, dass sich einige Mitarbeiter doch noch umstimmen und impfen lassen, vor allem, wenn demnächst ein Tot-Impfstoff zur Verfügung stehe.

"Wir nehmen die Sorgen und Bedenken der Mitarbeiter sehr ernst und wollen sie nicht in die Ecke stellen und sagen: Hier, weil Ihr nicht geimpft seid, wollen wir mit Euch nichts mehr zu tun haben. Denn wir brauchen sie dringend und sie haben tolle Arbeit geleistet".

Beschäftigte: Wir sind keine Corona-Leugner

Ein Sprecher der Gruppe, die sich gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht wehrt, sagte, man rede ausschließlich über diese Vorgabe. Sie seien keine Corona-Leugner oder Querdenker. Sämtliche andere Schutzvorkehrungen wie etwa regelmäßiges Testen würden akzeptiert. Vom Personalrat würden sie nicht unterstützt.

Der Mann, der mit dem SWR gesprochen hat, aber anonym bleiben möchte, verwies darauf, dass es in Tübinger Krankenhäusern keine Corona-Ausbrüche wie in Pflegeheimen gebe. Außerdem seien derzeit viele Menschen mit Corona infiziert, obwohl sie geimpft und geboostert seien.

Unmut im Gespräch

Bei einer Videokonferenz zwischen Klinikvorstand und den Beschäftigten am Donnerstagnachmittag ging es viel um die rechtlichen Folgen für die, die sich nicht oder nicht mehr impfen lassen wollen. Die Klinikleitung verwies mehrfach auf die politischen Vorgaben. Die sehen bei Impfverweigerung unter anderem ein Bußgeld, Mahnungen bis hin zum Berufsverbot vor. Das hätte an der Uniklinik spürbare Folgen:

"Wenn es ein Beschäftigungsverbot gibt, heißt das, dass ich zum Beispiel für eine Woche in der HNO mal eine Station schließe. Nächste Woche ist dann die Innere Medizin dran."

In den Chatnachrichten waren auch viele Emotionen und viel Unmut erkennbar. Dem SWR sagte einer der Briefeschreiber im Anschluss, es sei zum Teil "erschreckend", was geschrieben worden sei. Im Klinikum gebe es inzwischen eine Spaltung.

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