Frühe Blüte durch Klimaveränderung

Klimaerwärmung könnte Einfluss auf Pflanzenwelt auf der Alb haben

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AUTOR/IN
Miriam Plappert

Liegt es am Klimawandel, dass Schneeglöckchen und Buschwindröschen früher blühen als sonst? Forscher auf der Alb und am Neckar versuchen das herauszufinden.

Ob es an der Klimaerwärmung liegt oder einfach nur an einem ungewöhnlich warmen Frühling ist nicht so leicht zu beantworten. Wetterbeobachter und Forschende in der Region versuchen herauszufinden, ob die Pflanzen wirklich immer früher blühen.

Ulrich Reihling phänologischer Beobachter für den Deutschen Wetterdienst  (Foto: SWR, Miriam Plappert)
Ulrich Reihling auf seinem Hof in Hohenstein

Ulrich Reihling kennt die Pflanzenwelt rund um Hohenstein auf der Schwäbischen Alb in und auswendig. Der pensionierte Biolandwirt beobachtet seit neun Jahren für den Deutschen Wetterdienst, wann die ersten Schneeglöckchen und die ersten Kirschbäume blühen. Insgesamt hat er das gesamte Jahr über mehr als 50 Pflanzenarten und ihre verschiedenen Wachstumsstadien im Blick. Die Blüte bestimmter Pflanzen zeigt an, in welcher Jahreszeit wir uns befinden.  

 

Ulrich Reihling phänologischer Beobachter für den Deutschen Wetterdienst  (Foto: SWR, Miriam Plappert)
Auf dieser Streuobstwiese schaut Ulrich Reihling, wann Blumen und Bäume blühen.

"Hier die Löwenzahnblüte ist auch ein wichtiger Indikator, wenn der Löwenzahn mal so flächig blüht."  

In ganz Deutschland sind es mehr als 1.000 Menschen, die für den Deutschen Wetterdienst ehrenamtlich die Pflanzenwelt  beobachten. Reihling ist der einzige im Kreis Reutlingen. Ihm liegt die Beobachtung der Pflanzen am Herzen.  

 

Phänologische Beobachtung des Deutschen Wetterdienstes  (Foto: SWR, Miriam Plappert)
Seine Beobachtungen trägt Ulrich Reihling in solche Formulare ein.

Einen klaren Trend, dass die Pflanzen immer früher im Jahr blühen, konnte Ulrich Reihling in den vergangenen neun Jahren allerdings nicht beobachten, sagt er. Dafür brauche es Langzeitdaten über verschiedene Regionen hinweg, sagt die Tübinger Biologin Franziska Willems. 

Eine Frau schaut auf einem Tisch alte Herbarien an (Foto: Universität Tübingen)
Die Biologin Franziska Willems von der Uni Tübingen schaut sich alte Herbarien an.

Für ihre Doktorarbeit hat die Biologin über 6.000 Papierbögen mit Pflanzen analysiert, die in den letzten 200 Jahren in Europa gepresst wurden. Und diese blühenden Pflanzen wurden vor 100 Jahren im Schnitt rund eine Woche später gefunden als heute.

Alte Hebarien der Universität Tübingen (Foto: Universität Tübingen )
Alte Herbarien der Universität Tübingen geben Hinweise auf den Klimawandel.

Für die Botanikerin gibt es dafür, dass die Pflanzen früher blühen, nur eine Erklärung.

 "Die absolut einleuchtendste Erklärung ist, dass es am Klimawandel liegt."  

Pro Grad Celsius Erwärmung seien die Pflanzen etwa dreieinhalb Tage früher dran, erläutert Willems. Die frühere Blüte bringt dann auch die Tierwelt durcheinander. So verpassen sich beispielsweise manche Blüte und manche Biene, weil sie nicht mehr gleichzeitig unterwegs sind.  Wie gravierend das zeitliche Missverhältnis zwischen Tier und Pflanzenwelt wirklich ist, wollen die Forscher in einer weiteren Studie herausfinden.

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