Die Glocke der Kirche in Tübingen-Lustnau wurde abgehängt, um sie zurück nach Tschechien zu bringen. Von dort wurde sie einst von Nazis geklaut. (Foto: SWR, Sonja Legisa)

Projekt: Friedensglocken für Europa

Kirchenglocke kommt von Tübingen-Lustnau nach Tschechien

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Sonja Legisa

Die Kirchturmglocke von St. Petrus in Tübingen-Lustnau ist 700 Kilo schwer und hat dort über 65 Jahre lang geläutet. Nun wurde sie abgebaut. Denn sie soll zurück nach Tschechien.

Die Glocke der katholischen Kirche im Tübinger Teilort Lustnau ist am Dienstagmorgen vom Turm heruntergeholt worden, damit sie nach Třebom (deutsch: Thröm) in Tschechien transportiert werden kann. Denn es handelt sich bei ihr um eine sogenannte Raubglocke aus der NS-Zeit. Eine Spezialfirma hob mit fünf Mann die Glocke mit Hilfe eines Krans aus dem Turm.

Glocke aus Tschechien nicht eingeschmolzen

Erst vor wenigen Jahren erfuhr die St. Petrus Gemeinde, dass ihre Glocke von den Nationalsozialisten in Tschechien gestohlen wurde. Eigentlich sollten während des Zweiten Weltkrieges alle beschlagnahmten Glocken eingeschmolzen werden, um daraus Waffen zu bauen. Aber die Kirchturmglocke, die nun über 65 Jahre in Lustnau läutete, blieb verschont, sagte Projektleiter Johannes Längle.

Dass sie nun nach Tschechien gebracht wird, geht auf eine Initiative der Diözese Rottenburg-Stuttgart zurück. Insgesamt sollen über 50 Glocken aus Kirchtürmen in Württemberg als "Friedensglocken für Europa" zurückgegeben werden, so ist es von der Diözese und den jeweiligen Kirchengemeinden vorgesehen.

Projektleiter Johannes Längle mit Mitarbeitern der Glockengießerei Bachert stehen hinter drei neuen Kirchenglocken in Tübingen-Lustnau (Foto: SWR, Sonja Legisa)
Projektleiter Johannes Längle (Mitte) ist begeistert von der Arbeit der beiden Mitarbeiter der Glockengießerei Bachert aus Neunkirchen und freut sich auf den Klang der drei neuen Glocken.

Neue Kirchenglocken ab Weihnachten

Im kommenden Jahr wird die 700 Kilo schwere Kirchenglocke nach Třebom in Tschechien gebracht. Damit kommt sie zurück in ihre Heimat, also an ihren ursprünglichen Einsatzort. Der Kirchturm von St. Petrus in Tübingen-Lustnau bleibt derweil für ein paar Tage still. Ab Weihnachten sollen hier dann drei neue Glocken läuten. Sie wurden im Oktober feierlich geweiht. Insgesamt kostet die Überführung der alten Glocke und das Gießen der drei neuen Glocken rund 100.000 Euro. Finanziert wurden die Kosten über Spenden und die Diözese Rottenburg-Stuttgart.

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